Rudolstadt. Ein jeder Autofahrer, der am Ortsausgang Rudolstadt in Richtung Schaala fährt, hat sich sicher schon einmal gefragt, was eigentlich in dem grellgrünen Gebäude mit riesiger Glasfront gewerkelt wird: Hinter der gläsernen Fassade verbirgt sich die Artefactum GmbH - ein hochinnovativer Lohnhersteller für die Kosmetik von Morgen.
Geschäftsführer Moritz Heitland und seine 21 Mitarbeiter forschen, entwickeln und produzieren nicht für die eigene Marke, sondern für namhafte Konzerne, von kleinem Start-Up bis zum großen Marktführer. „Wir produzieren rund 2.000 verschiedene Produkte hier am Standort Rudolstadt, die nach Europa, Nordamerika und Asien gehen“, erklärt Heitland dem Landrat. „Unser Schwerpunkt ist die Forschung und Entwicklung neuer Produkte. Unsere Mitarbeiter, hauptsächlich Chemiker, Biotechnologen und Chemikanten, kreieren mehr als 250 Neuentwicklungen pro Jahr“, so der Firmengründer und zeigt stolz die neueste Schöpfung seines Hauses: Ein Hautpflegeprodukt aus Algenextrakten, dass auf raffinierte Weise eine Creme in Algenform mit Gel kombiniert. Um seine Produkte herzustellen, lässt Heitland eigens Maschinen entwickeln und bauen. „Uns geht es gut, die Auftragslage ist sehr gut“, sagt der studierte Betriebswirt. So stehe die Marke „Made in Germany“ nach wie vor für beste Qualität, auf die man stolz sein könne, doch gäbe es generell „zu wenige familiengeführte Unternehmen in der Region und das ist schade.“ Lokal besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Saalfeld-Rudolstadt e.V., die vor Ort die Produkte verpackt. Überregional und in wissenschaftlicher Hinsicht arbeitet das Unternehmen mit der Universität Greifswald zusammen.
Auf Nachfrage des Landrates hinsichtlich der Nutzung von Künstlicher Intelligenz bestätigt Heitland, dass diese genau wie die Digitalisierung eine große Rolle spiele, gerade im Bereich der Kundenberatung. Im Rahmen der Besichtigung sagte Landrat Marko Wolfram: „Wir haben unglaubliche Unternehmen in unserem Landkreis, die mich immer wieder beeindrucken. Firmen wie Artefactum arbeiten mit den neuesten Technologien, stehen für Spitzenqualität, sind höchst innovativ und entwickeln nebenbei auch noch die Trends der Zukunft - darauf können wir mehr als stolz sein.“ Auch Heitland wünscht sich mehr Stolz in der Region „Wir brauchen uns nicht zu verstecken, im Gegenteil, ein bisschen mehr Euphorie wäre wünschenswert“. Neben der Euphorie wünscht sich Heitland außerdem mehr Auszubildende: „Wir suchen schon seit über einem Jahr einen Auszubildenden aus der Region, der vor allem auch seine Zukunft hier bei uns sieht.“
Ankerforum, Ankerwelten und Shop werden aktuell gebaut
An Euphorie mangelt es Ines Schroth, Betriebsleiterin der Ankerstein GmbH, mit Sitz im ehemaligen Postgebäude nicht. Engagiert berichtet sie dem Landrat gemeinsam mit Geschäftsführer Hans-Heinrich Tschoepke über den Stand der Umbaumaßnahmen und die Ideen, die aktuell realisiert werden. In dem 2019 erworbenen markanten Gebäude befinden sich seit Oktober 2024 die Räumlichkeiten der Ankerstein-Geschäftsstelle, der Produktion sowie das Lager. „Wir hatten den Wunsch nach Klimaneutralität und haben bei der Sanierung auf Pellets, Luftwärmepumpe und Solarthermie umgestellt“, berichtet Hans-Heinrich Tschoepke dem Landrat.
In den Räumlichkeiten des neuen Standortes entsteht derzeit das neue „Ankerforum“, ein außerschulischer Lernort, der Erziehern, Lehrern und Therapeuten mehr Raum geben soll, sich mit den Ankersteinen zu beschäftigen. „Mit unseren Bildungstagen für Erzieher waren wir schon sehr erfolgreich, dieses Angebot wird hiermit erweitert“, so Tschoepke. Durch die Zugehörigkeit zum AWO-Verbund seien die Bereiche frühkindliche Bildung in Kindergärten und Therapien, wie der Ergotherapie bei Schlaganfallpatienten, laut Schroth, noch stärker in den Fokus gerückt. „Die Formenvielfalt der Steine unterstützt u.a. bei der motorischen Entwicklung und dem Mengenverständnis“, so Schroth. Was alles mit Ankersteinen möglich ist, soll in der neuen „Ankerwelt“ mit angrenzendem Shop gezeigt werden. „Mit 1.800 Formen in 26 Farben sind unendlich viele Bauvariationen möglich. Wir haben allein 240 Endprodukte und führen auch individuelle Bestellungen für Sammler und Modellbauer aus“, ergänzt Schroth. „Die neuen Angebote klingen vielversprechend und durch die gute Lage in der Stadt wird dies sicher ein attraktiver neuer Anlaufpunkt auch für Touristen werden“, so Landrat Marko Wolfram bei der Besichtigung.
Der Inklusionsbetrieb, der auch Menschen mit Behinderungen beschäftigt, verfügt über insgesamt zehn Mitarbeiter, acht davon in der Produktion. Bei einem Blick in das Lager scherzt Schroth: „Wir sind steinreich, rund eine Millionen Ankersteine lagern in diesem Keller, aber unsere Inventuren sind eher mühsam.“ Am Tag werden zwischen 5.000 und 8.000 Steine in Handarbeit mit eigens entwickelten Maschinen produziert und nach Geheimrezeptur gemischt, allein mit den natürlichen Rohstoffen Quarzsand, Kreide, Leinöl und Pigmenten. „Wir liefern hauptsächlich nach Europa, aber auch nach Asien und an Sammler in den USA“, so Schroth. „Plagiatsversuche gab es auch schon einige, aber wir haben alles schützen lassen“, ergänzt Tschoepke auf Nachfrage.
„Seit 1884 werden diese fantastischen Bausteine hier in unserem Rudolstadt produziert. Sie werden nachhaltig, ökologisch und integrativ produziert und sind damit vielen Unternehmen weit voraus. Sie machen nicht nur Spaß, sondern fördern Kreativität und Motorik – einen besseren Exportschlager kann man sich nicht wünschen“, sagte Landrat Marko Wolfram bei der Verabschiedung.
Carolin Schreiber
Presse- und Kulturamt