Kaulsdorf/Eichicht. Es fällt schwer, sich von der Energie, Euphorie und Vision von Max Buchholz nicht anstecken zu lassen. Gemeinsam mit seiner Frau Catharina hat er 2015 das Schloss in Eichicht gekauft, komplett saniert und ein Konzept für den langfristigen Erhalt entwickelt. Am Montag besuchte Landrat Marko Wolfram das einzigartige Ensemble.
15 Jahre lang hat Buchholz nach einer historischen Immobilie gesucht, in Eichicht wurde er fündig. Das Schloss, Ende des 17. Jahrhunderts auf den Mauern einer Burg aus dem 14. Jahrhundert errichtet, bezauberte den Versicherungsfachmann und die Ärztin auf Anhieb. Dass es eine Lebensaufgabe werden würde, war dem gebürtigen Hessen klar. In enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde machte sich das Paar an die denkmalgerechte Sanierung. Der Erhalt historischer Bausubstanz musste mit den heutigen Anforderungen an Sicherheit und Brandschutz in Einklang gebracht werden. Mit viel Geschmack, geschichtlichem Wissen und Liebe zum Detail ist das Max und Catharina Buchholz gelungen.
So ist eine Originaltür aus dem Jahr 1696 dank aufwendiger Restaurierung heute ein Hingucker in dem Gebäude. Historische Innentüren waren nach einer Nutzung unter anderem als Bildungsstätte der Reichsbahn nicht mehr vorhanden. Auf einem Denkmalhof, der mit alten Bauteilen handelt, fand Buchholz stimmigen Ersatz. Ein einheimischer Tischler baute passende Türrahmen nach und setzte alles in die Räume ein, so dass jetzt wieder ein historisches Ambiente erlebbar ist. Bei den Handwerkern setzte Buchholz konsequent auf Regionalität. „90 Prozent unserer Aufträge sind hier im Landkreis geblieben“, sagt der Schlossbesitzer.
Mit dem Abschluss der Sanierung stellte sich die Frage, wie der neue Glanz des alten Schlosses langfristig erhalten werden kann. Die Antwort war die Gründung mehrerer Wirtschaftsbetriebe. Die Ansprüche daran sind wie bei der Schlosssanierung: regional, nachhaltig, naturverbunden und hochwertig. So wurde ein Hofladen, ein Wildbrethandel mit eigener Metzgerei, ein Online-Shop und eine Jagdschule geschaffen. Erster Schritt war die Wiederrichtung eines Ende der 1920er Jahren abgerissenen Scheunengebäudes. Mit Mitteln des Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) und Leader entstand ein modernes Mehrzweckgebäude in der alten Kubatur, das sich dank Bruchsteinverblendung seit Oktober 2022 perfekt in das Ensemble einfügt.
Hier befindet sich die meistergeführte Wildmetzgerei, in der Wildbret aus heimischen Wäldern fachgerecht weiterverarbeitet wird zu Filets, Braten, verschiedenen Wurstsorten oder in der eigenen Kammer geräuchertem Schinken. Schon bei der Planung der Metzgerei war das Landesamt für Verbraucherschutz in Bad Langensalza von Beginn an eingebunden, um höchste Hygienestandards garantieren zu können.
Im vorderen Teil des Gebäudes ist der kleine Hofladen, in dem neben den eigenen Produkten auch regionale und Thüringer Spezialitäten angeboten werden. Das Obergeschoss mit Glasfassade ist ein Veranstaltungsraum für die Jagdschule, in der angehende Jägerinnen und Jäger innerhalb von 18 Tagen das „grüne Abitur“, den Jagdschein ablegen können. Zwei Kurse haben bereits erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus sind in dem Raum seit Neuestem an sechs Samstagen im Jahr standesamtliche Hochzeiten durch das Saalfelder Standesamt möglich.
Die benachbarte Scheune ist Lager und Logistikraum für den erfolgreichen Online-Shop. „Wir vertreiben den größten Teil der Produkte aus der Wildbretmanufaktur über das Internet“, erzählt Buchholz. Frisches Fleisch wird tiefgekühlt per Express innerhalb von 24 Stunden an die Kunden geliefert. Aktuell werden die Tiefkühlzellen aufgefüllt. Denn traditionell werden Hirschbraten oder Rehrücken vor allem zwischen Oktober und Weihnachten nachgefragt.
Neben selbst erlegtem Reh-, Dam-, Rot- oder Schwarzwild kauft Buchholz auch Wild von anderen Jägern an. Diese erhalten zusätzlich 20 Prozent Rabatt bei den Produkten. Das Marketing übernehmen Max und Catharina Buchholz selbst über die eigene Internetseite (www.schloss-eichicht.de) und die erfolgreiche Nutzung von Facebook und Instagram. Kreativität, Leidenschaft und eigener Einsatz sind auch hier das Erfolgsrezept. „Die Fotos von unseren Produkten macht meine Frau selbst“, sagt Buchholz stolz.
„Schloss Eichicht mit seinen Wirtschaftsbetrieben ist ein beeindruckendes Beispiel, wie ein bedeutendes Kulturdenkmal durch die Schaffung einer nachhaltigen regionalen Wertschöpfungskette erhalten werden kann. Das ist vorbildlich“, zog Landrat Marko Wolfram zum Abschluss des Besuchs Bilanz.
Weitere Informationen:
Am Pfingstmontag (29. Mai 2023) ist Schloss Eichicht im Rahmen der Thüringer Schlössertage ab 12 Uhr für Gäste geöffnet. Es gibt Wildprodukte vom Rost und weitere regionale Produkte im Hofladen. Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten Hofladen: Mittwoch bis Freitag 13 bis 17 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt