Schwarzburg. In Schwarzburg erstrahlt ein altes Sommerfrische-Haus zumindest von außen schon mal in neuem Glanz: in vier Jahren hat der gleichnamige Verein das „Haus Bräutigam“ gerettet. Am Montag wurde eine Zwischenbilanz zusammen mit Gästen vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, dem Landesverwaltungsamt und der Internationalen Bauausstellung (IBA) gezogen. Landrat Marko Wolfram zeigte sich beim Besuch beeindruckt.
Till Hoffmann vom Verein „Haus Bräutigam“ zeigt zur Begrüßung eine Bilddokumentation vom Zustand des um 1906 als Pension und Logierhaus errichteten Gebäudes. Sie lässt erahnen, wie viel Zeit, Geld und Mühe seitdem in das Fachwerkhaus geflossen ist. Denn die Schäden waren deutlich größer als erwartet. Erst als der Kratzputz aus DDR-Zeiten entfernt war, zeigten sich die gravierenden Mängel. Wassereinbruch und Käferbefall hatte dem Holzständerwerk schwer zugesetzt. Um es instand zu setzen wurden die Gefache aus Schlackesteinen entfernt. Stück für Stück wurden schadhafte Stellen ausgebessert und ersetzt und die Gefache anschließend mit Lehmziegeln wieder ausgemauert. Auf dem Dach wurden die Bitumenschindeln durch eine elegante Alueindeckung ersetzt, die farblich dem regionaltypischen Schiefer ähnelt. Nachdem das Baugerüst nun endlich verschwunden ist, steht der weitere Innenausbau auf dem Plan.
Als nächstes Projekt haben sich Till Hoffmann, Maria Fröhlich-Kulik und Jessica Christoph vom Verein den Aufbau eines Terrazzo-Bodens in der Küche im Erdgeschoss vorgenommen. Im Flur ist der früher häufig verbaute Boden noch erhalten. Im Rahmen eines Seminars an der Bauhaus-Universität Weimar und unter Anleitung eines Experten soll der Küchenboden im Laufe des Jahres eingebracht werden. Neue Kastenfenster sind bereits eingebaut, die Massivholzmöbel für die Küche lagern bereits im 1. Stock.
Mit der Einrichtung der Küche rückt dann die geplante Nutzung für „temporäres Wohnen und Arbeiten“ wieder ein Stück näher. Denn das Haus soll Vereinsmitgliedern, Gruppen und Einzelpersonen für diesen Zweck offenstehen. Entsprechend erfolgt der weitere Ausbau behutsam, minimal und nicht zum dauerhaften Wohnen. Geplant sind etwa unterschiedliche Wärmezonen, abhängig von der Nutzung der Räume. Auch die Sanitäreinrichtungen sind ökologisch nachhaltig und sparsam geplant. „Als die IBA hier im Schwarzatal vor fast zehn Jahren ihre Aktivitäten begann, war nicht absehbar, dass das so eine Erfolgsgeschichte wird“, lobte Landrat Wolfram die ebenfalls anwesende IBA-Chefin Dr. Martina Doehler-Behzadi. Mit ihrem Modellprojekt „Resilientes Schwarzatal“ hätte die IBA genau den nötigen Impuls gegeben. Das Haus Bräutigam sei ein sichtbares Beispiel, dass auch im ländlichen Raum Zukunft möglich ist – wenn sich genügend Mutige finden, die mit anfassen und unterstützen, so der Landrat.
Peter Lahann,
Presse- und Kulturamt