Rudolstadt. Am Donnerstag besuchten Landrat Marko Wolfram, FDP-Bundestagsmitglied Reginald Hanke, FDP-Kreisvorsitzender Lutz Meier und Matthias Fritsche, Chef der Wirtschaftsförderagentur den Rudolstädter Standort des Pharmaherstellers Sandoz, eine Tochter der Novartis AG. Geschäftsführerin Bettina Schulze, Technikleiter Jens Galonska, Einkaufsleiter Jens Kaufmann, Justyna Konczalska, Leiterin der Unternehmenskommunikation sowie Oliver Stenzel, in der Berliner Zentrale Chef für Public Affairs, stellten das Unternehmen vor. Derzeit bereiten vor allem die Energieversorgung, Lieferengpässe, Umweltauflagen und bürokratische Hürden dem einzigen Standort für die Entwicklung und Produktion von Atemwegsmedikamenten im Konzern große Sorgen.
Dabei hatte das Jahr außerordentlich gut begonnen, berichtete die Geschäftsführerin. Nach intensiver Entwicklungsarbeit liefert Novartis seit Januar ein Medikament in den amerikanischen Markt. „Wir haben die hohen Qualitätsstandards der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA mit Bravour bestanden“, so Schulze. Rund 270 Beschäftigte entwickeln und produzieren am Standort Rudolstadt Atemwegsmedikamente für die ganze Welt. Mehr als 300 Millionen Euro hat der Konzern seit 2003 in die Entwicklung des Standortes investiert.
Sorgen bereitet den Rudolstädtern vor allem die Energieversorgung. Zum einen können die steigenden Preise nicht auf die Arzneimittelprodukte umgelegt werden, zum anderen fürchtet man speziell an den ostdeutschen Standorten den Versorgungsausfall. „Die fortwährende Energieversorgung unseres Standortes hat höchste Priorität. Aufgrund der hohen Qualität- und Sicherheitsstandards im Reinraum, kann die Produktion nicht einfach unterbrochen und dann unmittelbar erneut aufgenommen werden“, erklärte Schulze. Entsprechend arbeitet der Konzern an der Einstufung der Arzneimittelproduktion als kritische Infrastruktur. Damit würde der Standort auch bei Lieferengpässen weiter versorgt. Für das kommende Jahr wird mit den dreifachen Preisen für Energie kalkuliert. „Unsere Reinräume sind sehr energieintensiv, weil die Anforderungen sehr hoch sind“, so Technikleiter Jens Galonska.
Als einseitige Belastung der Pharmaindustrie in Deutschland sehen die Rudolstädter außerdem die Vergabeverfahren der Gesetzlichen Krankenversicherung. Hier werde ausschließlich nach dem Preis vergeben. Kriterien wie Versorgungssicherheit oder Umweltstandards spielten anders als in skandinavischen Ländern keine Rolle. Trotz dieser erschwerten Bedingungen und Preissteigerungen werden aktuell im Bundestag weitere gesetzliche Belastungen der Arzneimittelhersteller diskutiert. Es droht hier eine zusätzliche Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Rudolstadt. Ein neuer Gesetzentwurf dazu steht kurz vor der Verabschiedung. „Hier bitten wir um Ihre Unterstützung“, appellierte Stenzel an den Bundestagsabgeordneten. Gerade die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg hätten gezeigt, wie schnell gestörte Lieferketten zu Versorgungsengpässen führen können. Bundestagsmitglied Hanke und Landrat Wolfram sicherten dem Unternehmen ihre Unterstützung zu.
BU (von links nach rechts): Matthias Fritsche (Wifag), Jens Galonska (Leiter Betriebstechnik), Lutz Meier (Kreisvorsitzender FDP), Jens Kaufmann (Leiter Einkauf), Oliver Stenzel (Public Affairs Berlin), Reginald Hanke (MdB), Marko Wolfram (Landrat), Bettina Schulze (Geschäftsführerin Aeropharm GmbH) und Justyna Konczalska (Leiterin Unternehmenskommunikation Sandoz). (Foto: Peter Lahann)
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt