Saalfeld. Es sind diese Geschichten, die das (Pilz-)Leben so schreibt: Ausgerechnet während der Kreispilzausstellung am vergangenen Sonntag, die die Mitglieder der Saalfelder Pilzgruppe, also der Pilzsachverständigen und Pilzkundigen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, erstmals auf dem Gelände der Feengrotten durchführten, ergab sich ein sensationeller Fund. Darüber berichtet Bernd Rudolph, Kreisbeauftragter für Pilzaufklärung:
„Ein Pilzfreund, der wegen der Ausstellung extra aus Potsdam angereist war, nutzte die willkommene Gelegenheit zu einer Führung in unseren weltberühmten Grotten. Dabei fiel ihm ein kleiner Pilz auf, der im Wurzelbereich der bekannten doppelstämmigen Eiche wuchs und der teilweise in den beleuchteten Hohlraum kurz vor dem Ausgang hineinragt. Dieser Pilz, den wir als Eichen-Milchling bestimmen konnten, war aber nicht die eigentliche Sensation.
Die Grottenführer berichteten uns, dass sogar drei kleine Röhrenpilze dort in der Nähe aus einer Felswand wachsen! Bei einer kurzen diesbezüglichen Befahrung erwiesen sich diese als Schwarzblauender Röhrling (Cyanoboletus pulverulentus), eine absolute Rarität, die uns Pilzexperten begeisterte.
Dieser markante Pilz, der bisher in Thüringen erst neunmal nachgewiesen wurde, ähnelt dem Rotfuß-Röhrling und der Ziegenlippe, verfärbt sich bei der leisesten Berührung aber sofort intensiv schwarzblau. Das ist ein auffälliger Kontrast zum leuchtend gelben Stiel und den grüngelben Röhren, wie die Fotos vor Ort zeigen. Dadurch ist er leicht zu erkennen. Der Pilz ist ungiftig, sollte aber wegen seiner Seltenheit unbedingt geschont werden.
Außerdem akkumuliert er beträchtliche Menge krebserregendes Arsen und kommt deshalb als Speisepilz nicht in Frage.
Dass er aus einer Alaunschieferwand untertage herauswuchs, erklärt sich durch seine Symbiose mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen hinter oder über den Stollen der Grotten. Die Feinwurzeln dringen teilweise durch das Erdreich von außen in den Fels ein, und das mit ihnen verbundene Pilzmyzel sucht nach Wasser und Licht, wodurch die Pilzfruchtkörper durch Felsritzen nach innen wachsen.
Unsere Saalfelder Pilzgruppe bedankt sich herzlich bei den Mitarbeitern der Feengrotten für ihre freundliche Kooperation und ebenso dafür, dass wir unsere sehr erfolgreiche Ausstellung dort durchführen konnten. Wir kommen sehr gern im nächsten Jahr wieder!“
Weil die zunächst am Sonntag bei der Pilzausstellung angefertigten Fotos noch unscharf waren, brach Bernd Rudolph am gestrigen Donnerstag noch einmal zu einer Untertagebefahrung auf. „Es hat diesmal mit den Fotos geklappt wie erhofft, denn die Pilze waren alle noch da. Ich durfte in Ruhe zuerst allein in den Grotten herum"strolchen", was sicher auch nicht alltäglich ist. Später gab mir eine kundige Grottenführerin noch wertvolle Hinweise für den Bericht.“
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Fotos untertage vom Schwarzblauenden Röhrling: Bernd Rudolph