Saalfeld. Am Mittwoch, dem 14. September, lud das Kreisarchiv Saalfeld-Rudolstadt mehr als 60 Vertreter aus 45 Thüringer Kommunalarchiven zu einer Konferenz zum Thema „Digitale Langzeitarchivierung für die Thüringer Kommunen“ im Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt ein. Die Fortbildung wurde von der Jenaer Stadtarchivarin Constanze Mann und Martin Gretscher, Kreisarchivar des Landkreises, organisiert und fand in in historischem Ambiente in der Schlosskapelle Saalfeld statt. Das Programm gliederte sich in zwei Teile: der erste Teil beinhaltete rechtliche Fragen zum Umgang mit Personenstandsunterlagen in Kommunalarchiven. Hierzu hielten Elisabeth Georgi vom Kreisarchiv Sömmerda und Dr. Antje Bauer, Leiterin des Stadtarchivs Erfurt, informative Vorträge. Im zweiten Teil sprachen ebenfalls Elisabeth Georgi, Raphael Hartisch – selbständiger Archivdienstleister sowie Martin Gretscher als Leiter des Kreisarchivs Saalfeld-Rudolstadt über die elektronische Langzeitarchivierung und über die Lösungsmöglichkeit eines Verbundes der Thüringer Kommunen.
Die Begrüßungsworte von Landrat Marko Wolfram verlas in dessen Vertretung Nicole Heidrich, der Amtsleiterin Innere Verwaltung im Landratsamt. „Während die in allen Bereichen fortschreitende Digitalisierung einerseits tolle Möglichkeiten schafft – von selbst fahrenden Autos über interaktiven Unterricht bis hin zur 24-Stunden-Online-Terminvereinbarung – stellt sie uns dennoch vor genauso große Herausforderungen. Die Umsetzung der Ideen wirft viele Fragen auf, deren Antworten wir sorgfältig erörtern müssen“, sagte sie. Zudem betonte sie, wie wichtig es ist, solche Treffen in regelmäßigen Abständen stattfinden zu lassen, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Veränderungsdruck liegt auf den Archiven
„Der Veränderungsdruck, welcher auf den Archiven liegt, ist immens“, verdeutlichte auch Constanze Mann vom Stadtarchiv Jena. Am 29. und 30. Juni 2022 hatte der 64. Thüringische Archivtag mit dem Thema: „Archive in der Digitalgesellschaft – Initiativen und Perspektiven für Thüringen“ in Schmalkalden stattgefunden. Dort waren besonders aus Sicht der Kommunalarchive viele Fragen zum Thema Elektronische Langzeitarchivierung offengeblieben, die in dem Saalfelder Treffen gemeinsam erörtert werden sollten.
Seit August 2017 verpflichtet der Bund die Länder und Kommunen durch das Onlinezugangsgesetz ihre Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 über Verwaltungsportale auch elektronisch anzubieten. Da von Seiten des Landes Thüringen zurzeit keine Möglichkeit besteht, die Kommunen an der Archivierungslösung für das Landesarchiv teilnehmen zu lassen, möchten einige kommunale Archive nun auf eine Verbundlösung der Thüringer Landkreise, Städte und Gemeinden hinarbeiten und sich dabei ein Beispiel am „elektronischen Kommunalarchiv Sachsen“ nehmen.
Großer Ressourcenbedarf für Langzeitarchivierung
Kreisarchivar Martin Gretscher wies in seinem Beitrag nochmals darauf hin, dass die Kommunen bereits in nächster Zukunft verpflichtet sind, elektronische Akten (E-Akten) zu führen. Eine gemeinsam mit Constanze Mann erstellte Umfrage unter den Thüringer Archiven kam zu dem Ergebnis, dass die Hauptprobleme für die Langzeitarchivierung in den Kommunen oft in mangelnden finanziellen und fachpersonellen Ressourcen, aber oft auch an dem mangelnden Interesse des eigenen Hauses und der mangelnden Unterstützung des Landes liegen. „Wir haben keine Wahl: entweder fangen wir an selber etwas zu tun, oder wir machen gar nichts und sehen zu wie alle anderen Bundesländer auf elektronische Archive umsteigen, nur wir nicht“, sagte Gretscher. Er verkündete erfreut, dass laut der Umfrage bereits viele Kommunen Interesse an einer solchen Verbundlösung geäußert hätten.
Historische Bibel wird erstmals gezeigt
Am Rande der Veranstaltung wurde erstmals auch eine im vergangenen Jahr mit Fördermitteln der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) restaurierte Bibel aus dem Jahre 1618 öffentlich gezeigt, die sich in den Beständen des Kreisarchivs befindet.
Mehr zur inzwischen abgeschlossenen Restaurierung der Bibel finden Sie hier: www.kreis-slf.de/landratsamt/nachrichtenansicht/article/bibel-von-1618-wird-restauriert/
Foto: Bildarchiv LRA (Finja Baetge/Martin Modes)
1. Gruppenbild: von links nach rechts die Vortragenden: Constanze Mann, Martin Gretscher, Elisabeth Georgi, Raphael Hartisch. Im Bild fehlt Dr. Antje Bauer
2. Beim Vortrag Martin Gretscher
3. Blick in die Runde der Gäste
4. Die restaurierte Bibel aus dem Jahr 1618
Finja Baetge
Auszubildende Presse- und Kulturamt