Saalfeld/Erfurt. Das Ehepaar Antje und Dieter Nagel ist am Mittwoch, 24. Mai, in Erfurt von Ministerpräsident Bodo Ramelow mit dem Thüringer Verdienstorden ausgezeichnet worden. Landrat Marko Wolfram hatte die Unternehmer aus Probstzella für die Würdigung vorgeschlagen. In seiner Eingangsrede betonte der Ministerpräsident die Bedeutung dieser höchsten Thüringer Auszeichnung, denn die Zahl der lebenden Trägerinnen und Träger des Verdienstordens ist auf 300 begrenzt.
„Das Ehepaar Antje und Dieter Nagel hat es sich zur gemeinsamen Aufgabe gemacht, mit dem „Haus des Volkes“ in Probstzella das größte Baudenkmal zur Geschichte des Bauhauses im Freistaat vor dem Verfall zu bewahren und mit einem gelungenen Nutzungskonzept für die Nachwelt zu erhalten. Ihr Einsatz für die Baudenkmalpflege und einen lebendigen ländlichen Raum ist ein leuchtendes Beispiel für die gelungene Verbindung von Unternehmertum und bürgerlichem Engagement“, heißt es in der Laudatio des Ministerpräsidenten.
Den Grundstein für diese Entwicklung legte das Ehepaar Nagel 1990 mit der Gründung der „Saale-Med Medizintechnik GmbH“, eines bedeutenden Handels- und Dienstleistungs-Unternehmens in der Medizintechnik-Branche. „Sie gehören zu den „Hidden Champions“, von denen wir in Thüringen immer wieder sprechen“, so Ramelow. Mit dem Aufbau des Unternehmens leisteten Antje und Dieter Nagel gemeinsam mit ihrem damaligen Geschäftspartner Detlef Graf einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Wandel in den 1990er Jahren. Mit zunehmendem unternehmerischem Erfolg entstand der Wunsch, sich auch gesellschaftlich in der Region zu engagieren.
Im Jahr 2003 erwarben sie gemeinsam das von dem Industrie-Pionier und Sozialdemokraten Franz Itting gegründete „Haus des Volkes“. Bei der denkmalgerechten Sanierung achteten die Nagels darauf, vom originalen Zustand des Gebäudes möglichst wenig abzuweichen. Dabei wurde unter anderem die Expertise der Bauhaus-Universität Weimar herangezogen. Für die originalgetreue Wiederherstellung des Café-Pavillons, der auf Plänen des Bauhaus-Architekten Alfred Arndt basiert, wurden sie bereits 2005 mit dem Deutschen Fassadenpreis ausgezeichnet. Dank des ideellen und finanziellen Einsatzes des Ehepaars Nagel konnte der Gesamtkomplex schließlich 2008 wieder seinem ursprünglichen Zweck als kulturelles Zentrum und Hotel zugeführt werden.
„Seitdem ist das Ensemble ein kulturelles Epizentrum von Probstzella und Umgebung“, so der Ministerpräsident. „Antje und Dieter Nagel sind nicht nur ein leuchtendes Beispiel für den Erhalt eines kulturhistorischen Denkmals von internationaler Bedeutung, sondern auch für die Steigerung der kulturellen Teilhabe im ländlichen Raum und nicht zuletzt von dessen Attraktivität.“
Längst ist das gesamte Gebäude nicht nur Hotel und Veranstaltungszentrum. So wurden zwei Dauerausstellungen zum Industriepionier Franz Itting und dem Bauhausmeister Alfred Arndt, der das Gebäude geplant hatte, eingerichtet und später ergänzt durch die Sonderausstellung „Das Bauhaus im Wald“. Die Ausstellungsbereiche waren die Grundlage, um das gesamte Haus des Volkes zum erlebbaren Ort zu machen, in dem die Bauhausatmosphäre für Besucher an jeder Stelle gespürt werden kann.
„Die Würdigung der Familie Nagel durch den Freistaat Thüringen ist höchst verdient. Sie sind ein hervorragendes Beispiel, wie Menschen durch Weitblick, Fleiß und Durchsetzungsvermögen die Entwicklung in einer Region sehr zum Positiven beeinflussen können. Mit dem Erhalt des Haus des Volkes ist ihnen und ihrem Team in Probstzella tatsächlich ein kleines Wunder gelungen“, betont Landrat Marko Wolfram.
Weitere Ausgzeichnung an Volkmar Kühn, der der Region eng verbunden ist
Eine weitere Auszeichnung ging an eine Persönlichkeit mit enger Verbindung zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt: Künstler Volkmar Kühn. Seine ersten beruflichen Schritte hatte er in den 1950er Jahren unternommen, als er in der Porzellan-Manufaktur in Sitzendorf die Ausbildung zum Porzellan-Modelleur absolvierte. Seine Kunstwerke stehen an vielen Stellen im öffentlichen Raum – so wie der Rote Huzule seit 2015 auf den Schlossterrassen der Heidecksburg. Seitdem hat auch sein künstlerischer Vorlass eine Heimat im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg gefunden. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Stiftung der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt hatten den Ankauf der Sammlung ermöglicht.
Fotos: Presse- und Kulturamt Martin Modes
Martin Modes
Presse- und Kulturamt