Unterloquitz. Drei Stunden dauerte am Dienstagabend die Vorstellung des neuen Gutachtens zur Luftreinhaltung für das Blähschieferwerk Ulopor in Unterloquitz und die anschließende Diskussion der Ergebnisse. Etwa ein Dutzend Anwohner und Mitglieder der Umweltgruppe waren der Einladung von Landrat Marko Wolfram in das Vereinshaus in Unterloquitz gefolgt. Das Landratsamt war durch den zuständigen Fachbereichsleiter Olaf Neugärtner sowie dem neuen Sachbearbeiter für Immissionsschutz Enrico Pohl vertreten. Die Erkenntnisse aus dem Gutachten und die Vorschläge zur Verbesserung der Situation sollen in einen konkreten Maßnahmenplan münden.
Diplom-Geoökologe Michael Kortner und Robin Lukas Weber von der Müller-BBM stellten zusammengefasst auf 81 Seiten das umfangreiche Gutachten vor. Die gleiche Firma hatte bereits 2012 ein Gutachten zu Ulopor erstellt. Bereits darin wurden in Sachen Luftreinhaltung diverse Abweichungen vom damaligen Stand der Technik festgestellt. Unter anderem fehlten Dokumentationen zu Betriebsanweisungen, um hohe Emissionen von Staub zu vermeiden. Ebenso wurden die unzureichende Sauberkeit und Ordnung bemängelt sowie fehlende Messungen zu Staubinhaltsstoffen.
Das Umweltamt des Landratsamtes erließ daraufhin mehrere Anordnungen gegenüber dem Unternehmen. Deren Überprüfung war Teilaufgabe des neuen Gutachtens. Hauptgegenstand der Untersuchung war der Abgleich des Anlagenbestandes mit dem aktuellen Stand der Technik. Zudem sollte ein Ausblick gegeben werden, was die neue Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (kurz TA Luft 2021) für den Standort bedeutet. Bis spätestens 2026 hat das Unternehmen Zeit, diese Anforderungen zu erfüllen.
Entwarnung gaben die Gutachter in Sachen Staubniederschlag. Dieser wird an drei Messpunkten durch das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) erfasst. An diesen Messpunkten werden alle zulässigen Immissionswerte eingehalten, sowohl bei Staub als auch bei Schadstoffen wie Kadmium, Blei, Nickel und Arsen. Tatsächlich zeige sich sogar ein Abwärtstrend seit 2011. Allerdings gebe es im Osten der Anlage keine Messstation, zudem zeigten die Messwerte keine Konzentration der Schadstoffe an, sondern lediglich den Jahresmittelwert.
Im Detail widmeten sich die Gutachter den Emissionsquellen unterschieden nach gefassten Quellen wie Schornsteinen und diffusen Quellen, wie etwa beim Verladen des Blähschiefers. Bereits im Gutachten 2012 wurden die Schornsteine aufgrund der Tallage als zu niedrig befunden. Es gelte jedoch Bestandsschutz, weshalb eine Erhöhung ausgeblieben ist. Hier empfehlen die Gutachter eine sogenannte Ausbreitungsrechnung, um festzustellen, wie sich die Emissionen in der Tallage tatsächlich ausbreiten. Ein vorhandener Elektrofilter sorge derzeit beim Hauptschornstein für die Einhaltung des Grenzwertes. Für die Einhaltung der TA Luft 2021 wird voraussichtlich ein zusätzlicher Gewebefilter notwendig.
Neben der Filterung soll die Erfassung von Staub durch bauliche Maßnahmen die Belastung der Anwohner reduzieren. Dies betrifft unter anderem Fließbänder oder Einrichtungen zum Brechen oder Sieben des Schiefers. Dies sei an vielen Stellen im Betrieb laut Gutachten nicht optimal. Hier wird eine Überprüfung möglichst mit einer Fachfirma für Entstaubungstechnik empfohlen.
Bereits aus den Empfehlungen des 2012er Gutachtens wurde der Hauptkamin mit einer kontinuierlichen Messeinrichtung ausgerüstet, um die Staubmenge zu erfassen. Allerdings wird die Messung nicht mit einem durch das Umweltbundesamt zugelassenen Gerät durchgeführt und muss deshalb nachgebessert werden.
Bei den diffusen Quellen wie Fahrwegen oder Lagerplätzen wurden nicht alle Staubinhaltsstoffe untersucht. Dies sei durchzuführen, woraus sich weitergehende Anforderungen ergeben könnten. Zudem seien die Fahrwege bei der Untersuchung im Mai teilweise stark verschmutzt gewesen. Die bisher durchgeführte Befeuchtung und Reinigung durch eine Kehrmaschine sei nicht ausreichend. Zur Abhilfe empfehlen die Gutachter einen häufigeren Reinigungszyklus möglichst mit einer eigenen Kehrmaschine sowie eine Reifenwaschanlage für LKW. Das Thema sorgte für spontanen Widerspruch der Anwohner. Die eingesetzte Kehrmaschine komme seltener als angegeben und verursache zudem erheblichen Lärm.
Verbesserungsvorschläge gibt es auch für die Umschlagsvorgänge, bei denen etwa die LKW beladen werden. Hier könne mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen eine Staubminderung erreicht werden. Aufwändiger wird dagegen die Abdichtung des Drehrohrofens, der das Herzstück der Blähschieferherstellung ist. In der Nachtechnologie könnte dagegen mit Handlungsanweisungen für die Mitarbeiter eine Verbesserung erzielt werden. Das Fazit der Gutachter: die Anlage entspricht nicht in allen Teilen dem aktuellen Stand der Technik, dieser ist aber mit unterschiedlich aufwändigen Maßnahmen zu erreichen. „Wir werden jetzt auf Grundlage des Gutachtens konkrete Auflagen erarbeiten und mit dem Unternehmen abstimmen“, versicherte Landrat Wolfram den Anwohnern. Zudem soll Hinweisen auf Lärmbelastung und Fragen zur Abwasserentsorgung nachgegangen werden. Im März soll der Maßnahmenplan vorgestellt werden.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt