Saalfeld/Jena. Mit einem symbolischen Knopfdruck ließen am Mittwoch Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche und der Saalfeld-Rudolstädter Landrat Marko Wolfram im Beisein von Staatssekretär Udo Götze die gemeinsame Zukunft der Regionalleitstelle Jena beginnen. Diese wird vom 2. Juli 2021 an neben den Jenaer- und den Notrufen des Saale-Holzland-Kreises die Bearbeitung von Notrufen aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt übernehmen. Damit endet ein zweijähriger Integrationsprozess zur Übernahme von Daten und Personal der bisherigen Leitstelle in Saalfeld.
Der Kreistag Saalfeld-Rudolstadt hatte im Mai 2019 mehrheitlich beschlossen, Einsätze im Rettungsdienst, der Allgemeinen Hilfe sowie des Brand- und Katastrophenschutzes künftig durch die Regionalleitstelle in Jena disponieren zu lassen. Nötig wurde der Umzug wegen der Aufkündigung der Leitstellenkooperation durch den Saale-Orla-Kreis, aber auch aufgrund des Landeskonzepts zur Optimierung der Leitstellenstruktur, die erhebliche Kosten für die Modernisierung des Standortes in Saalfeld bedeutet hätte.
Ein durch die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla in Auftrag gegebenes Gutachten, welches die möglichen Szenarien für die Fortführung der Aufgaben der Leitstelle Saalfeld gegenüberstellte, empfahl 2017 einen Wechsel nach Jena. Fast zeitgleich kam auch das Landesgutachten zur Empfehlung, die Leitstelle Saalfeld aufzulösen und die Disponierung des Saale-Orla-Kreises durch die Leitstelle Gera, die des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt durch die Leitstelle Jena sicherzustellen.
Im Juli 2019 schlossen Oberbürgermeister Dr. Nitzsche und Landrat Wolfram eine entsprechende Zweckvereinbarung für die künftige Zusammenarbeit. Der ursprünglich für Anfang 2021 geplant Start der neuen Regionalleitstelle verzögerte sich aufgrund der Corona-Pandemie auf den 2. Juli.
Mit der zu Beginn dieses Jahres erfolgten Übernahme des Saale-Orla-Kreises durch den Leitstellenstandort Gera ist die Zielvorgabe des Landes, Ostthüringen um einen Leitstellenstandort zu reduzieren, bereits jetzt umgesetzt.
„Dass wir in Ostthüringen mit dem Leitstellenverbund der Zeit deutlich voraus waren, wurde durch das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales insbesondere dadurch gewürdigt, dass es unserer Konzeption einer Regionalleitstelle mit zwei redundanten Standorten uneingeschränkt folgte“, erläutert OB Nitzsche, der nunmehr auch auf die zugesagten Fördermittel wartet.
„Das Vertrauen in unsere fachliche Expertise wird erkennbar durch die in Ostthüringen vorgesehene Lehrleitstelle. Umso deutlicher müssen jetzt auch die Kostenträger des Rettungsdienstes – die Krankenkassen – dies durch ein auskömmliches Leitstellenentgelt würdigen“, ergänzte Landrat Wolfram.
Wolfram hatte zusammen mit Landrat Thomas Fügmann aus dem Saale-Orla-Kreis zu Beginn der Diskussion um die Zukunft der Leitstelle Saalfeld eine Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesprochen. „Wir haben für alle 14 Disponentinnen und Disponenten unser Wort gehalten und Lösungen gefunden“, sagte Wolfram. Neun Kolleginnen und Kollegen der Leitstelle Saalfeld wechseln nach Jena, jeweils zwei in den Saale-Orla-Kreis beziehungsweise in den Ruhestand, ein Beschäftigter wird künftig wieder im Landratsamt im Amt für Bevölkerungsschutz eingesetzt. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir nicht nur unseren bisherigen Beschäftigten gute Perspektiven mitgeben können. Dadurch, dass so viele zur Leitstelle nach Jena wechseln, geht vor allem die langjährige Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen nicht verloren“, freut sich Landrat Marko Wolfram.
Der ebenfalls an der symbolischen Verantwortungsübernahme für die Notrufe des Landkreises Saalfeld/Rudolstadt beiwohnende Staatssekretär Udo Götze zeigte sich sichtlich beeindruckt: „Ostthüringen hat bereits jetzt Ziele erreicht, die erst in den kommenden Jahren realisierbar erschienen. Dies zeigt eindrucksvoll auf, wie effektiv und effizient zielorientierte interkommunale Zusammenarbeit sein kann. Dies wird zukünftig für viele Bereiche maßgebend sein.“
Am Netz der lokalen Rettungswachenstandorte ändert sich auch durch den Umzug der Leitstelle nichts. „Auch nach dem Umzug kommen die Rettungswagen wie bisher aus unserer Region und werden auch weiterhin das nächste Krankenhaus ansteuern, deswegen wird kein Einsatz länger dauern als bisher. Sie sind genauso gut aufgehoben wie bisher“, bekräftigt Wolfram.
Oberbürgermeister Nitzsche lud bereits seine Ostthüringer Kollegin und Kollegen für Mitte Juli zu einem Arbeitstreffen des Leitstellenverbundes nach Jena ein. „Ersatzweise kann ein solches Treffen auch virtuell stattfinden, aber es ist wichtig, dass wir gemeinsam am Ball bleiben und unseren Leitstellenverbund dahingehend unterstützen, dass unseren Bürgerinnen und Bürgern immer und in jeder Situation schnell geholfen werden kann. Wir werden auch in Zukunft Synergieeffekte suchen, die uns gemeinsam voranbringen und uns nicht auf ersten Erfolgen ausruhen“, schließt Thomas Nitzsche die Veranstaltung und hat dabei insbesondere den Ausbildungsverbund, das Feuerwehrdienstleistungszentrum und die in diesem Jahr erstmals angestrebte gemeinsame Verhandlung mit den Krankenkassen zu einem geeinten Leitstellenentgelt im Kopf.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt