Saalfeld/Meiningen. Am 19. Oktober zeichnet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier elf Thüringerinnen und Thüringer in Meiningen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Zu den Geehrten gehören Agata Kraus und Steffen Mensching aus Rudolstadt. Agata Kraus ist seit Jahren beim Deutschen Roten Kreuz aktiv und leitet im Landkreis die Rettungshundestaffel. 2017 wurde sie dafür vom Landkreis mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Theaterintendant Steffen Mensching wurde von Landrat Marko Wolfram für sein Wirken für Demokratie, Kunst und Literatur für die Auszeichnung vorgeschlagen. „Ich gratuliere Agata Kraus und Steffen Mensching zu dieser hohen und verdienten Ehrung“, so der Landrat.
Die Ordensverleihung findet während der „Ortszeit Meiningen“ statt, der neunten Reise des Bundespräsidenten in der Reihe „Ortszeit Deutschland“. Dabei verlegt Steinmeier seinen Amtssitz für drei Tage in verschiedene Regionen, um mit Menschen überall im Land in einen direkten Austausch zu kommen.
Agata Kraus aus Rudolstadt ist seit mehr als zehn Jahren beim DRK ehrenamtlich engagiert. Vorgeschlagen wurden sie vom Landesverband des DRK. „Neben den Einsätzen und der Hauptaufgabe „Rettungshundestaffel“ kümmert sich Frau Kraus ehrenamtlich um zahlreiche Verwaltungsaufgaben: sie organisiert, koordiniert, erfragt, mahnt, lobt, kritisiert und hilft beim DRK an allen Ecken und Enden. Sie vertritt die Staffel auf Landesebene und hält den Kontakt zum Träger. Diesen Vollzeitjob erledigt sie seit Jahren ehrenamtlich, unentgeltlich und freiwillig“, heißt es in der Stellungnahme des Landrates zur Auszeichnung.
Alle Mitglieder der Rettungshundestaffel engagieren sich auch im Sanitätsdienst des Kreisverban-des, bei der Blutspende und in einem hohen Maße auch im Katastrophenschutz des Landkreises. Alle sind Helfer des Medizinischen Einsatzverbandes. Für die Ehrenamtlichen bedeutet das weitere Ausbildungen, Übungen und Einsätze dazu.
Der Kreisverband übernimmt im Jahr etwa 100 sanitätsdienstliche Absicherungen, bei dem häufig auch Helfer der Rettungshundestaffel zum Einsatz kommen. Monatlich gibt es eine Ausbildung des Medizinischen Einsatzverbandes. In den letzten Jahren gab es mehrere Einsätze bei Hochwasserlagen, Bombenfunden und bei der Ankunft von Zügen mit Flüchtlingen am Bahnhof Saalfeld im Winter 2015/2016. Besonders viele Übungen standen 2017 vor der Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke Erfurt-München an. Die Strecke mit vielen Tunneln und Brücken ist eine besondere Herausforderung für Einsatzkräfte. Immer wieder wurde auch mit der Rettungshundestaffel in dem anspruchsvollen Terrain und in den Tunneln geübt.
Steffen Mensching ist als kulturschaffendes Multitalent als Dichter, Clown, Schauspieler, Übersetzer, Romancier und Theaterleiter seit vielen Jahrzehnten aktiv. Seit Beginn der Theater-Spielzeit 2008/09 lebt und arbeitet er in Rudolstadt und hat sich dort in künstlerischer, literarischer aber auch politischer Weise besonders hervorgetan. „In seiner Funktion als Intendant des Rudolstädter Theaters hat er dieses weit über die Grenzen Thüringens hinaus zu einem der aktuell spannendsten Kleinstadttheater entwickelt. Gleichzeitig ist Steffen Mensching ein nicht müde werdender Fürsprecher für Demokratie und Menschenrechte“, schrieb Landrat Marko Wolfram in seiner Begründung des Vorschlags. Für sein Werk als Autor wurde er 2022 als erster Berliner überhaupt mit dem Berliner Literaturpreis gewürdigt und als Gastprofessor für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin berufen.
Bereits Ende der 1980er Jahre nahm der Journalist und Kulturwissenschaftler gemeinsam mit seinem Polit-Kabarett-Partner und kongenialem Gegenstück, Hans-Eckardt Wenzel, im Liedertheater „Karls Enkel“ Missstände in der DDR humoristisch bissig aufs Korn. Im September 1989 gehörte er zu den Verfassern der Resolution von Rockmusikern und Liedermachern. Seine kritische und offen geäußerte Haltung führte kurzzeitig im Herbst 1989 zu seiner Inhaftierung. Am 4. November 1989 traten Mensching&Wenzel bei der Großdemonstration mit mehr als 600.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Berliner Alexanderplatz auf.
2008 folgte Mensching dem Ruf nach Rudolstadt, wo er Intendant und Geschäftsführer der Thüringer Landestheater Rudolstadt – Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt wurde. Der von Mensching und seinem Ensemble über die Jahre erzielte künstlerische Erfolg stärkte die Argumentation der kommunalen Träger gegenüber wechselnden Landesregierungen und hat inzwischen zu einer deutlich stärkeren finanziellen Beteiligung des Landes geführt.
Mensching lebt in Rudolstadt seine Überzeugung, dass ein kleines Stadttheater nur funktionieren kann, wenn es in der Bevölkerung tief verwurzelt ist. Das spiegelt sich im persönlichen Engagement für lokale Themen wieder, die sich nicht nur auf die Wirkungsstätte Rudolstadt beschränken. Steffen Mensching engagiert sich seit vielen Jahren in den „Partnerschaften für Demokratie“ und moderierte die Demokratiekonferenz des Projektes. Das Theater zeigt unter seiner Führung besonders dann Flagge, wenn demokratische Rechte in Gefahr sind. Persönlich erhebt er immer wieder die Stimme gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Hetze. Als Gestalter beteiligt er sich an Zukunftsformaten wie den „Schwarzburger Gesprächen“.
Als Autor engagierte sich Steffen Mensching von Beginn an für andere Schriftsteller. Zunächst als Mitglied des P.E.N.-Zentrums der DDR, seit 1998 im bundesdeutschen P.E.N.-Zentrum. Für seinen Roman „Schermanns Augen“ erhielt er 2019 in Wien den Erich-Fried-Preis. Es folgten der Literaturpreis der Uwe Johnson-Gesellschaft 2020 und der Thüringer Literaturpreis 2021. Im selben Jahr wurde er als Mitglied der Akademie der Künste Sachsen berufen.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Steffen Mensching eine Persönlichkeit ist, die unseren Landkreis und die Stadt Rudolstadt kulturell und gesellschaftlich unglaublich bereichert“, so Landrat Marko Wolfram.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt