Saalfeld. Der Lutherweg im nördlichen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt steht am 1. Juli im Mittelpunkt: Der Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld und die Rudolstädter Ortsgruppe des Thüringer Gebirgs- und Wandervereins (TGW) laden an diesem Tag zur ersten Lutherwegswanderung von Großkochberg nach Rudolstadt ein. Aus diesem Grund hat sich am Donnerstag eine Wandergruppe des Organisationsteams auf den Weg zum Probewandern gemacht – neben Kirchenkreis und TGW sind auch das Landratsamt als Initiator, die Stadt Rudolstadt und die Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel beteiligt. „Wir wollen im Jahr des Reformationsjubiläums mit der Lutherwanderung eine neue Traditionswanderung begründen, die bald so bekannt sein soll wie die jährliche Goethewanderung von Weimar nach Großkochberg“, so Angelika Voelkel, im Landratsamt zuständig für Tourismus.
Bisher stand auf dem Lutherweg im Landkreis – immerhin eines der längsten Stücke in Thüringen – mehr der südliche Landkreis im Fokus. Lutherforum, Lutherstammtische und Lutherausstellung sind eher dort zu finden, wo Luthers Aufenthalte bezeugt sind, wie in Saalfeld, Gräfenthal und Lehesten. Doch auch in der Uhlstädter Gemarkung gibt es eine direkte historische Verbindung zu Luther, darauf wies Christine Schröter von der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel hin: „In Luthers Gefolge zum Wormser Reichstag war auch ein Ritter aus unserer Region, Friedrich Thun, damals Besitzer der Weißenburg.“ Und am zentralen Rastpunkt, der Bonifatius-Kapelle in Weitersdorfer, ist die heutige Besitzerin des Kammergutes zu Weitersdorf, Anne-Katrein Maschke, deshalb überzeugt: „Wenn mit Thun ein einheimischer Ritter im Gefolge Luthers war, wo sollten die dann sonst lang gegangen sein als an dieser wunderschönen Kapelle vorbei!“ Sie wird am 1. Juli zur Mittagsrast die Wanderer in der Kapelle und im Kammergut willkommen heißen und Anekdotisches zur örtlichen Geschichte beitragen. Für die Rast der "Probewanderer" im Kammergut war auch diesmal schon gesorgt: Dominik Möckel, Auszubildender in der Tourist-Info Rudolstadt, hatte extra zur Probewanderung Lutherbrötchen gebacken und zur Verkostung angeboten. Auch ein Lutherbier durfte schon mal gekostet werden.
Beim örtlichen Ritter Friedrich Thun handelt es sich nicht um irgendeinen Unbekannten aus Luthers Gefolge, sondern er ist der wichtigste Vertraute des Kurfürsten Friedrich des Weisen. Mit diesem Wissen konnte Martin Modes vom Presse- und Kulturamt die meisten der Wandergruppe überraschen. „Friedrich Thun ist Friedrich von Thüna, dessen Familie 1506 in den Besitz des Amtes Lauenstein gekommen war und der eigentlich aus Obernitz stammt. Bei der fingierten Entführung Luthers auf die Wartburg war Thüna zusammen mit Georg Spalatin und Philipp von Feilitzsch einer der Organisatoren, so dass er in der neueren Geschichtsschreibung als „Luthers heimlicher Beschützer“ gewürdigt wird.“
Das nimmt Pfarrer Taeger zu Anlass, darüber auch auf der Lutherwegswanderung am 1. Juli zu sprechen. „Mit der Wanderung liegen wir im Zeitplan“, stellten am Ende des Tages Pfarrer Peter Taeger als Reformationsbeauftragter für die Südthüringer Region und Bernd Wiesel vom TGW fest. Zufrieden waren auch die übrigen Mitglieder des Wanderteams, Sabine Christophersen, Dominik Möckel und Marina Lindig von der Stadtverwaltung Rudolstadt.
Informationen zur Organisation
Die Veranstalter empfehlen als Anreisemöglichkeit nach Großkochberg den angebotenen Sonderbus – Abfahrt ab Saalfeld 8.00 Uhr, ab Rudolstadt 8.45 Uhr. Die Startgebühr beträgt 2,00 Euro für alle Teilnehmer ab 17 Jahren.
Die Organisatoren bitten wegen der besseren Planung um eine Anmeldung bis 31. Mai 2017 bei der Tourist-Information Rudolstadt telefonisch unter 0 36 72/48 64 40 oder über die E-Mail info@rudolstadt.de.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Die Fotos (Martin Modes) zeigen das Wanderteam an der Lutherwegsstempelstelle in Großkochberg, am Kammergut mit Anne-Katrein Maschke – und die Sicht nach Rudolstadt oben am Debrahof, im Vordergrund eine Bank von Jess Fuller.