Saalfeld. Eine Woche dauert derzeit ein Rundlauf der markanten gelben LKW der Saalfelder Spedition Optimax nach England und zurück. Seit der Gründung 1997 hat sich das Unternehmen zu einem Spezialisten für Transporte von und nach Großbritannien entwickelt. Rund 150.000 Kilometer legt jeder der zehn eigenen Laster jährlich zurück, allein 3500 Kilometer je Inseltrip. Entsprechend besorgt ist Geschäftsführer Markus Daniel über die inzwischen chaotisch anmutende Debatte im Unterhaus. Am Donnerstag besuchte Landrat Marko Wolfram den Betrieb, um sich zu informieren.
„Wir bereiten uns seit längerem auf den Brexit vor, haben schon frühzeitig Lizenzen besorgt und schicken unsere Mitarbeiter zu speziellen Zollschulungen“, erklärt der Firmenchef. Doch gerade die unklare Situation bereitet den Transportprofis viel Mühe. So kam erst Ende März die Information, dass es für die EU-Lizenzen nun doch eine Übergangsfrist bis zum 31. Dezember geben wird, um weiterhin Waren nach Großbritannien transportieren zu können. Da war aber schon Zeit und Mühe in neue Genehmigungen investiert. Ohnehin würde der Ausstieg der Briten aus der EU zu Mehrkosten führen. Allein die Kosten für die Zollabfertigung in Holland soll doppelt so viel kosten, wie in andere Drittländer. „Deshalb haben wir beim Zoll beantragt, dass wir unsere Fahrzeuge selbst abfertigen und als zugelassener Wirtschaftsbeteiligter aktiv werden können“, sagt Daniel.
Doch nicht nur die steigenden Kosten belasten die Firma. „Das Schlimmste ist der Zeitverzug“, erklärt Chris Sperber, der die Operative Leitung im Unternehmen hat. Denn die Fahrt auf die Insel ist minutiös getaktet. Zwei Mal wöchentlich brechen bis zu 30 LKW´s Richtung Großbritannien auf. Auch dank der neuen B90 erreichen sie rechtzeitig die Fähren. Dort können die Fahrer in der Kabine ihre Ruhezeiten einhalten. Bei Verzögerungen, etwa weil es an den Häfen zu längeren Wartezeiten kommt, gerät der gesamte Einsatzplan ins Wanken.
Von Resignation ist dennoch bei Optimax nichts zu spüren. „Das Speditionsgeschäft war schon immer besonders flexibel“, weiß Daniel. In 22 Jahren hat sich die Firma in diesem Geschäft hervorragend behauptet. Als Markus Daniels inzwischen verstorbener Bruder Elie Georges den Betrieb 1997 gründete, bediente er sich ausschließlich Subunternehmern, um Fracht nach England zu transportieren. 2005 zog die Firma an den heutigen Standort in der Rudolstädter Straße. Inzwischen liefert Optimax auch nach Irland, Frankreich, Italien und Skandinavien. Der Umsatz wuchs auf rund zwölf Millionen Euro. In der gleichen Zeit wuchs auch der Stamm der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf inzwischen 40.
Die erste Auszubildende der Firma, Kathleen Bartl, ist inzwischen Mitglied der Geschäftsleitung. Jährlich werden bis zu drei Nachwuchskräfte ausgebildet, als Speditions- und Bürokaufleute oder für das Lager. „Wir haben so gut wie keine Fluktuation im administrativen Bereich“, sagt Bartl nicht ohne Stolz. Der größte Teil der Beschäftigten kommt aus der Region. Geschäftsführer Daniel legt auf die Regionalität großen Wert. Ebenso wie auf moderne Technik. Die Fahrzeuge sind mit GPS ausgestattet, um den Kunden jederzeit sagen zu können, wo sich ihre Fracht befindet und wann sie eintrifft. Alle zwei Jahre werden die Zugmaschinen ausgestauscht, auch um mit den immer strengeren Umweltvorschriften Schritt halten zu können. „Fahren die LKW in naher Zukunft autonom?“, hakte Landrat Wolfram ein. Eher nicht, schätzen die Fachleute. Gerade in bergigen Regionen wie Thüringen scheitert das am fehlenden Mobilfunknetz, das die Fahrzeuge steuert. Doch schon jetzt sind die Assistenzsysteme sehr leistungsfähig, um Gefahren zu erkennen und Unfälle zu vermeiden.
Einen kleinen Einblick in die Bandbreite der Fracht erhielt der Landrat beim anschließenden Rundgang durch die 2500 Quadratmeter große Lagerhalle. „Von Achsen für Schienenfahrzeuge über Flugzeugturbinen bis zur Spielplatzausstattung fahren wir so ziemlich alles“, erklärt Daniel. „Ich bin sehr beeindruckt, wie hier mit innovativer Logistik ein ganz wichtiger Beitrag auch für das produzierende Gewerbe in unserer Region geleistet und damit der Standort gestärkt wird“, sagte Wolfram.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt