Saalfeld. Sitz eines Amtes und Verwaltungssitz war Saalfeld im Laufe der Jahrhunderte immer wieder – doch den Status als Kreisstadt erlangte die Stadt erst mit der Verwaltungsreform von 1868 im Herzogtum Sachsen-Meiningen. Im Jahr 2018 jährt sich das Ereignis zum 150. Mal – und das war Anlass genug für das Brauhaus Saalfeld, das diesjährige Jubiläumsbier unter das Motto „150 Jahre Kreisstadt Saalfeld“ zu stellen.
Brauereigeschäftsführer Jürgen Kachold und Braumeister Ralf Hohmann stellten das Jubiläumsbier am Montag dieser Woche, 12. März, in der Alten Abfüllerei vor. „900 000 Mal wollen wir Bier mit diesem Etikett in diesem Jahr verkaufen. Denn der Absatz unserer Jubiläumsbiere wächst. Inzwischen ist es in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Teilen Sachsens – und erstmals auch in über 100 Getränkemärkten in Berlin und Brandenburg erhältlich “, erläuterte Jürgen Kachold die Erfolgsgeschichte der Jubiläumsbiere des Bürgerlichen Brauhauses Saalfeld. Seit dem 100 jährigen Jubiläum der Brauerei im Jahr 1992 wird jährlich ein Jubiläumsbier mit lokalem historischen Bezug gebraut. 1111 Jahre Ersterwähnung von Saalfeld, 800 Jahre Stadtrecht, das Jubiläum des Stadtmuseums und der Feengrotten waren bereits einige der Anlässe.
„Es ist ein Festbier – Typ Oktoberfestbier – mit 13,5 Prozent Stammwürze und 5,6 Prozent Alkohol“, erklärte Braumeister Hohmann seine Bierkreation. „Die Menschen suchen zunehmend Spezialitäten und wollen ein gehaltvolleres Bier trinken.“ Das liefert das Jubiläumsbier, das auch für die deutschen Biertrinker genau passt, wie Hohmann als Beobachter des Biermarktes weiß: „Denn in Deutschland trinkt man Bier zum Durstlöschen.“
Hocherfreut über das Bier als Werbeträger für Saalfeld und den Landkreis zeigten sich Landrat Marko Wolfram und Bürgermeister Matthias Graul. „Das ist eine wunderbare Initiative“, so der Landrat. „Wie sich das Brauhaus und sein Ruf weiterentwickeln, darauf können wir stolz sein. Und jetzt leistet das Brauhaus sogar noch Bildungsarbeit!“
Bürgermister Matthias Graul lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Brauerei „zum wiederholten Male“ und versprach, die Brauerei auch weiterhin zu unterstützen, „wo wir das tun können.“
Ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderte Brauereichef Kachold bei der Vorgeschichte des diesjährigen Jubiläumsbieres. Als man die Idee von Stadtsprecher Christopher Mielke aufgriff, war die Gebietsreformdiskussion gerade im Gang – und damals war noch unklar, wie es mit der Kreisstadt Saalfeld weiter gehen würde. „Und vieles wusste ich zum Thema damals selbst noch nicht – deswegen musste ich erstmal recherchieren.“
Hilfreich waren dabei der derzeitige Kreisarchivar Martin Gretscher und Stadtmuseumsdirektor Dr. Dirk Henning. Außerdem konnte Kuratorin Claudia Streitberger ein schönes Grafikmotiv aus den Bildbeständen des Stadtmuseums beisteuern, dass das Saalfelder Schloss aus ungewohnter Perspektive zeigt – gesehen von der Saaleseite aus und mit dem Turm der Gertrudiskirche Graba.
Auch wenn das Saalfelder Schloss erst seit dem Umbau von 1919 bis 1922 Sitz des Landratsamtes ist, wollte Kachold unbedingt das Schloss auf dem Etikett haben. „Das Schloss ist für mich das Symbol des Kreissitzes!“ Bevor die Verwaltung ins Saalfelder Schloss umzog, war sie von 1868 bis 1921 im ehemaligen herzoglichen Verwaltungsgebäude in der Alten Freiheit 3 neben dem Meininger Hof untergebracht.
Mit dem Gesetz „Von der Verfassung und Verwaltung der Gemeinden“, das am 15. April 1868 vom Sachsen-Meininger Landtag verabschiedet und von Herzog Georg II als souveränem Landesherr bestätigt wurde, begann die Einteilung des Herzogtums Sachsen-Meiningen zum Zweck der modernen Verwaltung in die Landkreise Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg und Saalfeld. Der damalige Landkreis Saalfeld hatte zunächst 164 qkm und nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 1.12.1871 insgesamt 12 883 Einwohner.
Die Stadt Saalfeld beabsichtigt, die Erhebung zur Kreisstadt vor 150 Jahren mit einer Jubiläumsveranstaltung zu würdigen. Das Etikett des Saalfelder Jubiläumsbier verweist nun schon einmal prägnant auf das Jubiläum – und wird neben dem Schloss auch von den Wappen des Landkreises und der Stadt Saalfeld geziert.
Text des Etiketts:
„Im Jahre 1868 wurde Saalfeld/Saale zur Kreisstadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen erhoben. Kreisstadt ist Saalfeld, trotz aller gesellschaftlichen Veränderungen und diverser Gebietsreformen, bis heute geblieben. Das Saalfelder Barockschloss, bis 1745 Residenz der Herzöge von Sachsen-Coburg-Saalfeld, beherbergt seit dem großen Umbau ab 1921 die Verwaltung des Landkreises und ist Sitz den Landrates.
Hintergrund zur Landkreisgeschichte:
Vor 25 Jahren wurde es aus dem gleichen Grunde wie heute auch schon ein Jubiläum feiern – damals konnte der Landkreis Saalfeld „125 Jahre Landkreis Saalfeld“ begehen –übrigens wie heute ebenfalls im Umfeld einer Gebietsreform, die ein Jahr später umgesetzt wurde und bei der der heutige Landkreis Saalfeld-Rudolstadt entstand. Der Landkreis Saalfeld hatte aufgrund der Kreisbildung im Jahr 1993 Broschüre mit Texten von Dr. Gerhard Werner heraus gegeben, der die Verwaltungsgeschichte Saalfelds Revue passieren ließ.
Die Einteilung des 1868 gebildeten Landkreises Saalfeld blieb bis zum Jahr 1920 bestehen. Im Zuge der Vereinigung der ehemaligen Thüringischen Fürstentümer zum Freistaat Thüringen wurde 1922 ein Gesetz zur Kreisneugliederung vom Thüringer Landtag angenommen, das ab 1. Oktober 1922 in Kraft trat und bei den neuen Thüringer Landkreisen weitgehend alte historische Zusammenhänge berücksichtigte.
Von den alten Meininger Kreisstädten können Hildburghausen und Sonneberg in diesem Jahr nicht nur 150 Jahre Kreisstadt, sondern auch 150 Jahre Landkreis feiern. In Schmaldkalden-Meiningen und Saalfeld-Rudolstadt haben die Landkreise inzwischen neue Bezeichnungen, in denen sich auch die weiteren ehemaligen Kreisstädte Rudolstadt und Schmalkalden wieder finden.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Fotos von der Bierverkostung: Anke Kachold, weitere Bilder LRA Martin Modes
Im Bild sitzend v.li. Braumeister Ralf Hohmann, GF Jürgen Kachold, LR Marko Wolfram, BM Matthias Graul