Saalfeld. Seit fünf Wochen ist Valentina Kerst als Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft jetzt im Amt. Sie ist damit Nachfolgerin von Georg Meier, seit einigen Monaten Thüringens Innenminister. Derzeit lernt die Neu-Thüringerin, die aus Nordrhein-Westfalen kommt, intensiv ihre neue Heimat kennen. „Ich freue mich, dass Sie in der fünften Woche bereits zu uns kommen“, begrüßte sie Landrat Marko Wolfram mit Blumen und einem kleinen Anker-Steinbaukasten als Willkommensgeschenk. Er hatte sie zu einem Arbeitstreffen in den südlichen Landkreis nach Probstzella ins Haus des Volkes eingeladen.
Hausherr Dieter Nagel nutzte die Gelegenheit, bei einer kleinen Führung auf die Besonderheiten des Probstzellaer Bauhaus-Denkmals hinzuweisen. „Das Haus des Volkes ist aufgrund seiner Lage im ehemaligen Grenzgebiet eine Neuentdeckung für alle, die sich schon immer für das Bauhaus interessieren. Außerdem ist es eines der letzten noch lebenden Objekte dieser Art in Thüringen.“ Deshalb hoffe er, dass es im Bauhausjahr 2019 auch entsprechend gewürdigt werde. „Geschaffen wurde es von dem Ur-Bauhäuslicher, Alfred Arndt, der zunächst am Bauhaus studierte und dann als Meister bis zum Ende des Bauhauses in Dessau wirkte.“ Sein bedeutendstes Werk hat er in jungen Jahren geschaffen, das Haus des Volkes – Thüringens größtes Bauhaus-Denkmal.
Landrat Marko Wolfram ergänzte, dass die Bauhausgeschichte hier aufs engste mit Wirtschafts- und Sozialgeschichte des letzten Jahrhunderts verbunden sei. Der Unternehmer und Sozialdemokrat Franz Itting versorgte die Region nicht nur mit Strom, sondern gab der Bevölkerung mit dem Bau einen Ort für Kultur und Bildung, wie Itting sagte, „zur geistigen Vervollkommnung der Menschen“ zurück. Zur Geschichte gehört aber leider auch, dass durch Krieg, Enteignung, die deutsche Teilung und die schwierige wirtschaftliche Entwicklung nach der Wende Ittings Wunsch, dass sich die Menschen mit der Kraft von Wissenschaft und Kultur ein kleines Paradies bauen könnten, herbe Rückschläge erlebte.
Beeindruckt vom Bauhaus und der Geschichte gings dann zur Diskussion aktueller Fragestellungen. Frau Kerst betonte in ihrer Vorstellung, dass sie wegen ihrer „digitalen DNA“ für das Amt engagiert worden sei und hier Schwerpunkte setzen möchte. Sie werde den Breitbandausbau und vor allem die Nutzung neuen Technologien auch im Tourismus vorantreiben. Da zu ihren Aufgaben auch die Wirtschaftsförderung und der Tourismus gehörten, lasse sich dies gut verbinden.
Für sie gehe es darum, die Landestourismusstrategie nun mit Leben zu erfüllen. „Wir wollen Thüringen zum Reiseland machen“, gehört zu ihren klaren Zielen. Dabei habe sie die Vielfalt Thüringens mit Städtekette, Thüringer Wald oder Thüringer Meer im Blick. Die neuen Medien sollen helfen, die allzu oft noch unbekannten Möglichkeiten des Landes bekannter zu machen.
Wie der Tourismus in der Region funktioniert und welche Aufgaben warten, erläuterten Landrat Wolfram und Bernhard Schanze vom Beteiligungsmanagement. Sie betonten, dass die Tourismusstrategie des Regionalverbunds Thüringer Wald auf die Landestourismusstrategie abgestimmt sei. Wichtig ist, dass die Anbieter die Strategie des Landes berücksichtigen, Angebote mit guter Qualität schaffen und diese den Marketingorganisationen zur Vermarktung mitteilen und natürlich auch die neuen Medien nutzen. Schanze stellte die beiden kommunalen Arbeitsgemeinschaften (KAG) am Thüringer Meer und im Rennsteig-Schwarzatal vor, die sich der Entwicklung der touristischen Infrastruktur und der Weiterbildung und Vernetzung der Akteure verschrieben haben. Mit der Hilfe von Zweckverbänden wollen die KAGs ganz konkrete Investitionsmaßnahmen umsetzen.
„Am Beispiel des Thüringer Meers zeigt sich, dass man im Tourismus GEMEINSAM stärker ist.“ betonte Wolfram. „Wir haben nach jahrelanger Planung jetzt 58 konkrete Maßnahmen auf der Investitionsliste. Für Hohenwarte und Unterwellenborn steht Geld bereit, die Förderanträge werden derzeit bearbeitet. Besonders erfreulich ist, dass jetzt auch eine Reihe privater Investoren aktiv werden. Wir brauchen mehr Angebote mit guter Aufenthaltsqualität, damit die Urlauber gern länger bleiben und wieder kommen.
Möglichkeiten zu Wirtschaftsförderung, der Fachkräftemangel, die Pflege der Wanderwege und die Wichtigkeit einer Kochausbildung für die Region sowie die Unterstützung für das Bauhaus-Denkmal gehörten zu der weiteren breiten Themenpalette. Probstzellas Bürgermeister Sven Mechtholdt präsentierte schließlich auch die Instandsetzung der Itting-Garagen als bedeutendes kommunales Projekt zum Bauhaus-Jahr 2019.
Angetan von den neuen Eindrücken, bereichert um viele Informationen und mit einer Reihe von Problemen beladen, trat Frau Kerst den Rückweg nach Erfurt an. Allerdings mit einem kleinen Umweg über Hohenwarte für eine Blick auf das wunderschöne Thüringer Meer.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Fotos Landratsamt Martin Modes
Die Bilder zeigen Staatssekretärin Valentina Kerst beim Rundgang im Haus des Volkes und bei der Arbeitsberatung - bei Erläuterungen zum Tourismuskonzept des Landkreises