Krölpa. Gut drei Stunden zogen die Akteure in der zweiten Regionalkonferenz „Thüringer Meer – Eine Region in Bewegung“ am Montagabend in der Pinsenberghalle in Krölpa Bilanz ihrer bisherigen Arbeit. Trotz mancher Widrigkeiten ist diese positiv, konstatierten die Teilnehmer, darunter Ministerpräsident Bodo Ramelow, Infrastruktur-Staatssekretär Dr. Klaus Sühl, die Landräte Marko Wolfram und Thomas Fügmann, Regionalmanager Frank Drehmann, zahlreiche Bürgermeister der Stauseeregion, Touristiker und Investoren.
Krölpas Bürgermeister Jonas Chudasch begrüßte als Hausherr die rund 100 Gäste. Der Schleizer Landrat und Vorsitzende der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Thüringer Meer, Thomas Fügmann, nannte das bisher Erreichte „außerordentlich erfolgreich.“ Man sei nach gründlicher Vorarbeit jetzt in der Umsetzungsphase der Projekte angekommen. Fügmann dankte dem Planungsbüro Wenzel&Drehmann ebenso wie der Landesregierung. „Diese bringt sich hier sehr gut ein“, lobte der Landrat.
Sein Saalfelder Pendant, Marko Wolfram, ging auf die konkreten Projekte am Hohenwarte-Stausee ein und schilderte den Sachstand zur Linkenmühlenbrücke. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt sei bereit, in Vorleistung zu gehen und die Bauherrenfunktion zu übernehmen. Nach einer Übereinkunft mit dem Saale-Orla-Kreis könnte auch die mit der Trägerschaft verbundenen Aufgaben von Saalfeld aus gesteuert werden. Die Umsetzung sei dennoch kniffelig, da es die Interessen von zwei Gemeinden, zwei Landkreisen und der Landesregierung mit mehreren beteiligten Ministerium unter einen Hut zu kriegen gelte. „Das ist wie einen Ehevertrag mit sechs Personen auszuhandeln“, so Wolfram augenzwinkernd.
Ministerpräsident Bodo Ramelow betonte erneut die Bereitschaft der Landesregierung, den Weg am Stausee aktiv mitzugehen. Ramelow warnte jedoch davor, den Stausee-Tourismus auf das Thema Linkenmühlenbrücke zu reduzieren. Der Ministerpräsident schlug den Bogen von einem ganzheitlichen, möglichst CO2-neutralen Verkehrskonzept mit Bus und Bahn und touristenfreundlicher Vernetzung über zusätzliche Bettenkapazitäten bis zum freundlichen Auftreten der Akteure. Hier sei noch einiges zu tun. „Besucher aus Nürnberg rasen auf der A9 an uns vorbei. Wir müssen denen einen Grund geben, hier abzubiegen. Und wenn Gäste da sind, dürfen wir die nicht freiwillig wieder gehen lassen“, mahnte Ramelow.
Frank Drehmann, Geschäftsführer des Planungsbüros Wenzel&Drehmann, das den Stauseeprozess bereits seit Jahren begleitet, blickte in einem gut 45-minütigen Vortrag auf das bisher Erreichte zurück. So seien inzwischen 14 von 57 Projekten beim Fördermittelgeber eingereicht. Neun Projekte wurden in Voranfragen als förderfähig eingestuft. Dazu gehört das Besucherinformationszentrum an der Staumauer Hohenwarte. Für die Gestaltung läuft derzeit ein Architektenwettbewerb.
Bei der Umsetzung von Verkehrsprojekten mahnte Drehmann eine höhere Kompromissbereitschaft bei allen Beteiligten an. Die natürlichen Gegebenheiten am Stausee mit steilen Hängen ließen nicht immer die optimale Breite für Straßen oder Radwege zu. Mit etwas Entgegenkommen bei Richtlinien und Vorgaben könnten die Projekte dennoch verwirklicht werden.
Bernhard Schanze, Leiter des Beteiligungsmanagements im Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt stellte den neuen Zweckverband „Infrastruktur und Tourismus Thüringer Meer“ vor. Nachdem die Genehmigung der Satzung erfolgt ist, wird am 16. Oktober die erste Sitzung in Hohenwarte stattfinden.
Im Anschluss wurden drei konkrete Stauseeprojekte vorgestellt. Jessica Christoph ist Architektin der Stiftung Baukultur, die gemeinsam mit der IBA Thüringen neue XS, also extra kleine, Ferienhäuser entwickelt. Ein Ideenwettbewerb läuft derzeit, zwei Standorte an der Bleilochtalsperre sind avisiert.
Sascha Horn hat in Eigenregie schwimmende Ferienhäuser entwickelt und bauen lassen. Unter dem Titel TreibHouse bietet er ein besonderes Ferienerlebnis direkt auf dem Wasser. Bürgermeister Wolfgang Sell aus Pottiga stellte die erste Ruheinsel am Thüringer Meer vor, die seine Gemeinde gebaut hat. Mit Aussichtsplattform, Unterstand und Ladestation für E-Bikes hat Pottiga ein attraktives Angebot zum Verweilen geschaffen.
Landrat Fügmann blickte am Ende der Veranstaltung optimistisch auf die kommenden zwei Jahre. „Wir werden mit einer Kombination aus öffentlichen und privaten Mitteln die Region voranbringen“, so der KAG-Vorsitzende.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt