Schwarzburg. Auf Schloss Schwarzburg wird heute, am 11. Juli 2017, das Zeughaus an den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt als künftigen Nutzer übergeben. Die Bauarbeiten sind abgeschlossen, nun wird die historische Waffensammlung mit ca. 5.000 Objekten wieder eingerichtet. Im Mai 2018 soll die Eröffnung gefeiert werden.
Seit 2015 bauen der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gemeinsam am Zugangsensemble von Schloss Schwarzburg. Seither wurde das Zeughaus ausgebaut und das unmittelbar anschließende Torhaus als Erschließungsgebäude neu errichtet. Einen großen Teil der Summe von 3,3 Millionen Euro für die Errichtung des Torhauses stellte die Thüringer Aufbaubank im Rahmen einer 90-Prozent-Förderung bereit, komplementiert mit 280.000 Euro durch den Landkreis. Den nicht förderfähigen Anteil von 500.000 Euro trug die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, ebenso die Ausbaukosten im Zeughaus von 700.000 Euro. Die museale Ausstattung förderte der Freistaat mit knapp 600.000 Euro, der Eigenanteil des Landkreises beläuft sich auf 252.000 Euro. Der Förderverein Schloss Schwarzburg e. V. beteiligte sich mit mehreren hunderttausend Euro an dem Gemeinschaftsprojekt.
Bereits zuvor hatte die Stiftung zwischen 2009 und 2011 für gut eine Million Euro das marode Zeughaus in seinem Bestand gesichert. Damit war eine wichtige Voraussetzung für den lange gehegten Wunsch geschaffen, die Schausammlung der Waffen des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt wieder am historischen Standort zu präsentieren. Um sie für Besucher zu erschließen und die notwendige Klimatechnik unterzubringen, bot sich ein Neubau in der Kubatur des zerstörten Torhauses an. Es war 1940 den Abrissarbeiten zum Opfer gefallen, als die Nationalsozialisten mit dem später wieder aufgegebenen Umbau der Schlossanlage zum Reichsgästehaus begannen. In diesem Zusammenhang hatte man auch die Waffensammlung entfernt und nach Rudolstadt gebracht.
Im neu errichteten Torhaus werden künftig die Besucher empfangen und auf mehreren Etagen auf die Präsentation im Zeughaus eingestimmt. Zur barrierefreien Erschließung wurde ein Aufzug integriert. Im Zeughaus selbst fanden Ausbauarbeiten statt, unter anderem das Verlegen des historischen Bodenbelags aus Schieferplatten über einer Fußbodenheizung und die Restaurierung der Emporenverkleidung. Außerdem wurde die für den Erhalt der empfindlichen Waffen notwendige Klimatechnik eingebaut, die vom Torhaus aus angedient wird.
Mit der baulichen Übergabe samt den Alarmsystemen kann das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt nun mit der von langer Hand vorbereiteten Rückführung der historischen Waffen beginnen, die seit 2007 Stück für Stück restauriert wurden. Allein an der wissenschaftlichen Aufbereitung der Sammlung und am Drehbuch arbeiteten Kustos Jens Henkel und seine Kollegen rund zehn Jahre. Entwickelt anhand historischer Inventarlisten und Fotoaufnahmen bildet es heute eine sichere Grundlage für die Wiederherstellung der auf das 18. Jahrhundert zurückgehenden fürstlichen Waffenschau.
In den kommenden sechs Monaten wird jedes der knapp 5.000 Waffen und Ausrüstungsgegenstände aus dem 15. bis 19. Jahrhundert mit einer individuellen mechanischen Halterung befestigt. Diese Maßanfertigungen sichern nicht nur die restauratorisch korrekte Befestigung, sondern machen auch eine Entnahme der kostbaren Waffen unmöglich.
Carolin Dudkowiak Dr. Susanne Rott
Presse- und Kulturamt Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
Der lange Weg zur Projektrealisierung
Projektpartner: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt/Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, Förderverein Schloss Schwarzburg
2007: Der Förderverein gibt mit einer Spende von 50.000 Euro zur Rettung des Zeughauses die Initialzündung für das Projekt „Fürstliche Erlebniswelten. Schloss Schwarzburg“
Februar 2008 Die Kulturstiftung des Bundes und die Kulturstiftung der Länder stellen im Rahmen des Programms zur Konservierung und Restaurierung von gefährdetem mobilem Kulturgut (KUR) 100.000 Euro verteilt über vier Jahre zur Verfügung. Über den gleichen Zeitraum verteilt steuert weitere 25.000 Euro das Land bei, der Landkreis bringt 25.000 Euro aus dem eigenen Haushalt auf.
Seit 2009 Sicherung und Sanierung des Zeughausgebäudes durch die Eigentümerin Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Mitteln des Konjunkturprogramms II der Bundesregierung.
Im März 2009 übergab Landrätin Marion Philipp ein Memorandum zur Wiedereinrichtung des Zeughauses an Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, das von politischen Entscheidungsträgern aus dem Landkreis unterschrieben wurde und vom Kreistag mitgetragen wurde.
April 2010 Richtfest am Zeughaus
Dezember 2011 Das KUR-Programm ist erfolgreich abgeschlossen. Rund 3.500 Objekte der kostbaren Sammlung sind in einen ausstellungsfähigen Zustand gebracht. Dank vieler Spenden werden besonders kostbare Einzelstücke aufwändig restauriert.
Im April 2012 machte sich Wirtschaftsminister Matthias Machnig auf Einladung von Landrätin Marion Philipp ein eigenes Bild vom touristischen Potenzial der Schwarzburg und des geplanten Zeughausmuseums. Die Landrätin bittet den Minister zu prüfen, ob der für das Museum benötigte Torhausbau zum Teil aus Tourismusfördermitteln finanziert werden kann.
Im Juni 2012 stellt der Landkreis unter Landrätin Marion Philipp die Fördervoranfrage bei der Thüringer Aufbaubank
Im Dezember 2012 gaben Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus und der damalige Landrat Hartmut Holzhey den Antrag auf Förderung des Gemeinschaftsprojektes zwischen dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten bei der Thüringer Aufbaubank ab.
Im November 2013 beschloss der Kreistag schließlich mit großer Mehrheit den Erbbaurechtsvertrag zwischen der Stiftung und dem Landkreis, der notwendige Voraussetzung für die Förderung war.
Im Dezember 2013 wird nach gut einjähriger Bearbeitungszeit die Förderzusage erteilt.
Im April 2014 übergab der amtierende Wirtschaftsminister Uwe Höhn im Schwarzburger Zeughaus den Fördermittelbescheid zum Bau des Torhauses an Landrat Hartmut Holzhey und Prof. Dr. Paulus. Die 90-prozentige Förderung des Vorhabens war damit gesichert.
Mai 2015 Spatenstich zum Bau des Torhauses mit Landrat Marko Wolfram und Prof. Dr. Paulus.
Juni 2016 Richtfest Torhaus u.a. mit Landrat Marko Wolfram und Prof. Dr. Paulus.
Juli 2017 Abschluss der Bauarbeiten und Übergabe an das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg.
Carolin Dudkowiak
Presse- und Kulturamt