Saalfeld. Völlig unvorbereitet erreichte das Landratsamt vor wenigen Tagen die Nachricht, dass der langjährige Leiter des Kulturbereichs, Rolf Weggässer, verstorben ist. Landrat Marko Wolfram würdigt ihn als verständnisvollen, fachkundigen und stets freundlichen Kollegen mit einem großen historischen Wissensschatz. „Er hat sich in den vielen Jahren seiner Tätigkeit in unserem Kulturamt hohes Ansehen und Vertrauen, die Achtung und Freundschaft seiner Kollegen und der Leitung der Behörde erworben. Insbesondere die Rudolstädter Heimathefte sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Er hat hier Enormes geleistet und tiefe Spuren in der Kreisverwaltung hinterlassen. Wir wünschen seiner Familie jetzt viel Kraft, um diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen.“
Rolf Weggässer hatte eine Überzeugung, die er stets lebte: „Kultur gehört zur Infrastruktur genauso dazu wie der Straßenbau“. Mit dieser Überzeugung hat er über 40 Jahre lang Verantwortung in der Kulturarbeit des Landkreises getragen, man konnte es in jedem Gespräch mit ihm heraushören.
Seit seinem Eintritt in den damaligen Rat des Kreises Saalfeld im Jahr 1973 hat Rolf Weggässer ununterbrochen für die Kultur in der Kreisverwaltung gearbeitet. Bei seinem Eintritt ins Kreiskabinett für Kulturarbeit übernahm er zunächst die Aufgabe als Fachmethodiker Musik. Schon zwei Jahre später wurde er dessen Direktor. Mit der Friedlichen Revolution von 1989 und dem Übergang des Rates des Kreises in das Landratsamt Saalfeld stellte sich Rolf Weggässer den Herausforderungen, die bisherige Kulturarbeit auch in der neuen Zeit zu erhalten. In dieser Zeit hatte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2014 durchgängig leitende Positionen im Kulturbereich inne, zunächst im Landratsamt Saalfeld, seit 1994 im Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt.
In den verschiedenen Ämtern und Strukturen war es immer die Kultur, der er treu blieb. Egal, in welchem Bereich des Landratsamtes die Zuständigkeit dafür angesiedelt war, ob im Schulverwaltungs- und Kulturamt, im Dezernat Soziales, im Referat Kultur, im Kreisentwicklungsamt, im Fachdienst Medien und Kultur – als Kulturverantwortlicher stand er an vorderster Stelle unter insgesamt fünf Landräten seit 1990. In den letzten Jahren seines Berufslebens fügte er seinem beruflichen Leben noch eine Facette hinzu und übernahm die Leitung des Kreisarchivs. „Ich hatte besonderes Glück, dass ich in meiner gesamten Berufslaufbahn im Bereich Kultur tätig sein durfte“, freute er sich anlässlich seiner Verabschiedung vor sechs Jahren.
Im Rahmen seiner jahrzehntelangen Tätigkeit hatte er in der Verwaltung auch die Zuständigkeit für das Museum Heidecksburg, für die Kreismusikschulen und Kreisvolkshochschulen und den Theaterzweckverband inne gehabt. Mit der Bildung des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt und der Übernahme der KZ-Gedenkstätte Laura vom ehemaligen Kreis Lobenstein war er auch viele Jahre dafür verantwortlich gewesen.
Die Wertschätzung für die Kultur praktizierte er auch nach der Arbeit. Zu den vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten, für die er lebte, gehörte sein Engagement für den Verein Schlosskapelle und für das Bergbaurevier in Kamsdorf.
Eine besondere Bedeutung hatten bis zuletzt die Rudolstädter Heimathefte, als deren Herausgeber er seit Mitte der 1990er Jahre zwei Jahrzehnte lang wirkte – und deren Redaktion er mit engagierten Beiträgen bis zu seinem Tod erhalten blieb. „Er hat dort Maßstäbe gesetzt“, sagt Martin Modes, der diese Aufgabe vor sechs Jahren von ihm übernommen hat.
Nur sechs Jahre nach dem Eintritt in den Ruhestand starb Rolf Weggässer am 27. November im Alter von 71 Jahren. Die zahlreichen Pläne, die er für weitere Forschungen und Publikationen hatte, müssen nun vorzeitig ruhen.
Eine ausführliche Würdigung von Rolf Weggässer wird im nächsten Rudolstädter Heimatheft im Januar 2021 nachzulesen sein.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Presse- und Kulturamts und des Kreisarchivs
Foto: LRA – von der Verabschiedung im Dezember 2014 in der Saalfelder Schlosskapelle, einem Ort, für den er sich im Verein Schlosskapelle besonders engagierte