Saalfeld. Die Zahl der Audioguide-Angebote im Landkreis steigt. Bereits etliche museale Einrichtungen im Landkreis bieten sie ihren Besuchern an – wie das Fröbel-Museum Bad Blankenburg oder die KZ-Gedenkstätte Laura.
Im Oktober vergangenen Jahres ist in Probstzella mit dem Audioguide-Rundgang „Erinnerungsorte der Demokratie“ eine neue Art hinzugekommen: Denn diese Tour führt zu den historisch bedeutenden Stätten im Ort. Die Abschlussklasse der Regelschule Gräfenthal hatte damit ihr als Teag-Leuchttum ausgezeichnetes Schulprojekt „Gelebte Geschichte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze“ mit großer Medienresonanz abgeschlossen.
Genau dieses Projekt hatte die Lehestner Schulleiterin Cornelia Seifert als Vorbild genommen, um mit ihrer Karl-Oertel-Grundschule einen Audioguide-Rundgang durch Lehesten zu entwickeln. Dabei haben die Lehestner Schüler ihr Thema, den Mühlenweg, als Grundlage genommen. Seit elf Jahren beschäftigen sie sich schon damit und wurden mehrfach – unter anderen ebenfalls als Teag-Leuchtturmprojekt – ausgezeichnet.
Innerhalb kürzester Zeit haben es die Schüler der derzeitigen vierten Klasse nun umgesetzt und eingeweiht. Am Donnerstag hatten die Schule und der Schulförderverein deshalb zur Familienwanderung eingeladen, um die „druckfrischen“ Audioguide-Schilder abzuwandern und zu testen. „Zu den Besonderheiten gehört, dass die Tour völlig ohne Sponsoren ausgekommen ist und durch Euer Geld, das Geld der Eltern und des Schulfördervereins, finanziert wurde“, sagt Cornelia Seifert.
Zwar konnte Landrat Marko Wolfram nicht an der großen Tour teilnehmen, doch er lobte das Engagagent und den Fleiß. „Das ist eine Leistung, die ich zu würdigen weiß!“ Und das tat er nicht nur mit Worten, sondern auch mit einer kleinen Spende, um die außergewöhnliche pädagogische Arbeit der Schule zu würdigen.
Zu den Gästen der Wanderung gehörte nicht nur VG-Vorsitzender Robert Heerwagen, der Lehestener Bürgermeister René Bredow, sondern auch der wichtigste „Macher“: Silvio Müller, der Medienpädagoge vom Saalfelder Bürgerradio SRB, hatte bereits die Audioguides mit den Gräfenthaler Schülern erstellt und war auch für die Lehestner Schüler der beste Partner, als es um die Erstellung der Aufnahmen in der Schule ging.
Der Mühlenwegrundgang hat eine Länge von über sechs Kilometern, im Stadtkern bilden Oertel-Grundschule und die Aegidienkirche die Eckpunkte. Wer die drei anderen Punkte erlaufen will, die dann auch nahe beieinanderliegen, hat einen etwas weiteren Weg vor sich: Die Tour führt zum anlässlich des Jubiläums 30 Jahre Grenzöffnung vor zwei Jahren eingeweihten Gedenkort „Alte DDR-Grenze“ – Steine helfen erinnern, wo noch ein Stück orginal Grenzzaun erhalten geblieben ist. Das Schild am „Einschnitt“, an der Brücke über den ehemaligen Bahndamm der Stichbahn von Ludwigsstadt nach Lehesten, erinnert an die frühere Lokalbahn, die für den Schiefertransport wichtig war und im Zuge der deutschen Teilung demontiert wurde. Schließlich führt der Weg zur „Alten Mühle“ – dem Kernpunkt des Mühlenprojektes der Grundschule, in dem diese an die abgerissenen und vergessenen Mühlen im früheren Grenzgebiet erinnern. Mit diesen drei Orten führt die Lehestner „Hörführer“, wie ihn Conny Seifert bezeichnete, ebenso wie die Tour in Probstzella zu den Erinnerungsorten der deutschen Geschichte.
Im Rahmen des Wandertages wurde gleich noch ein weiterer fränkisch-thüringischer Verbindungsort eingeweiht – eine von den Mittwochswanderern gebaute und erneuerte Fußgängerbrücke über die Loquitz, nur wenige Meter von der Alten Mühle entfernt ist. Der Lehestner Bürgermeister Reneé Bredow und der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt erinnerten daran, dass der Steg symbolisch die beiden über 40 Jahre getrennten Nachbarstädte miteinander verbindet. Der Steg wurde dann von allen Schülern gleich getestet.
Das Projekt „Gelebte Geschichte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze“ ist nun dank engagierter Lehrer und Schüler bereits in zwei der drei Orte der VG Schiefergebirge präsent. Geplant ist es auch für den dritten Ort, die Gräfenthal. Dort will das Geschichtslehrer Sven Fiedler mit seiner nächsten Abschlussklasse umsetzen.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Foto von der Einweihungswanderung – LRA Martin Modes