Saalfeld. Die Auswertung der jährlichen Unfallstatistik im Landkreis und der Unfallhäufungsstellen anhand der „Unfalltypensteckkarte“ für 2020 brachte diesmal wenig Überraschendes –und das wird von den Beteiligten als sehr positiv eingeschätzt. „Der Trend des vergangenen Jahres setzt sich fort“, stellte Polizeihauptkommissar Frank Meier bei der Vorstellung – coronabedingt in sehr kleiner Runde - beim Straßenverkehrsamt des Landkreises im Landratsamt in Rudolstadt fest, die sonst im größeren Rahmen der Unfallkommission des Landkreises stattfindet. Staßenverkehrsamtsleiter Rüdiger Kurrat und die zuständige Sachbearbeiterin Kornelia Boll hatten dazu eingeladen, um die Auswertung und die Absprache von Maßnahmen nicht wieder wie im vergangenen Jahr rein digital abzuhalten.
„Im Jahr 2020 hatten wir 2144 Unfälle im Bereich des Inspektionsdienstes Saalfeld-Rudolstadt – so wenige wie noch nie seit der statistischen Erfassung. Seit 2010 mit damals 3115 Unfällen ist sie auf 2144 gesunken. Das sind weitere 337 Unfälle weniger als im Vorjahr und damit im Jahresvergleich 13,6 Prozent weniger“, so PHK Meier. Im Bereich der gesamten Landespolizeiinspektion, zu der auch der Saale-Orla-Kreis und Landkreis Sonneberg gehören, ist die Zahl der Unfälle um 891 bzw. 14,5 Prozent auf 5244 gesunken.
Das entspricht auch dem Bundestrend und dem Landestrend, ordnete PHK Meier ein. „Wir befinden uns auf einem guten Weg – einerseits durch die Maßnahmen in den Unfallkommissionen, andererseits durch die stetige Verbesserung der Fahrzeugtechnik sowie der Straßenraumgestaltung. Zum Trend hat möglicherweise auch das verringerte Verkehrsaufkommen in der Corona-Pandemie beigetragen.“
Erfreut über das Ergebnis der Auswertung ist Landrat Marko Wolfram. „Die Arbeit der Unfallkommissionen, in denen Polizei, Straßenverkehrsbehörden, Baulastträger und Verkehrsbetriebe zusammenarbeiten, verdient höchste Anerkennung. Und die Ergebnisse zeigen, dass es eine kontinuierliche und nachhaltige Wirkung hat.“
Trends bei den Unfallkategorien und Unfallursachen
Eine leicht gegenläufige Tendenz zur Gesamtzahl der Unfälle zeigt die Auswertung bei den Unfällen mit Personenschäden und der Zahl der Verletzten und Getöteten. Bei 275 Unfällen im vergangenen Jahr (270 in 2019) mit Personenschäden starben fünf Menschen (vier in 2019), 95 Menschen wurden schwer (80 in 2019) und 244 (248 in 2019) leicht verletzt.
Von den 2144 Unfällen wurden 360 Personenschadens- und schwere Sachschadensunfälle näher betrachtet. Bei diesen Unfällen stieg bei den Hauptunfallursachen vor allem die Zahl wegen überhöhter bzw. nichtangepasster Geschwindigkeit von 52 auf 70 und ist damit jetzt die häufigste Ursache vor der genommenen Vorfahrt mit 60 Unfällen. Gestiegen sind auch die Fälle mit der Hauptunfallursache Alkohol von 41 auf 52. Beim Abbiegen oder Anfahren gab es 50 Unfälle.
Baumunfälle und Wildunfälle
Konstant bleibt die Zahl von Baumunfällen bei 14. Die Wildunfälle sind wieder gesunken - von 478 auf 422. Sie sind aber noch immer auf einem hohen Niveau angesichts der Zahl von 2011, damals mit 284 Unfällen. Hier lässt sich durch konkrete und gezielte Beschilderung wenig bewirken, weil sich die Hauptunfallstrecken mit den Routen der Wildtiere von Jahr zu Jahr ändern.
Auch bei der Unfalltypensteckkarte – Anzahl der Schwerpunkte gesunken
Besonderes Augenmerk legen die Unfallkommissionen auf die Unfallhäufungsstellen, die in der 1-Jahres-Karte mit gleichartigen Unfällen und in der 3-Jahres-Karte bei einer Häufung von Unfällen mit Verletzten und Getöteten definiert werden, die sogenannte Unfalltypensteckkarte
Auch hier ist die Zahl von neun auf sieben gesunken – und die Unfallkommission ist optimistisch, das bei anhaltendem Trend im kommenden Jahr weitere Schwerpunkte - wie die Saalfelder Kreuzung Bahnhofstraße/Hüttenstraße - herausfallen könnten. Dort hatte es 2018 noch vier Abbiegeunfälle mit Verletzten gegeben, 2019 und 2020 aber jeweils nur noch einen. Nach wie vor gibt es dort Probleme durch Radfahrer, die den Gehweg, der für Radfahrer frei ist,verkehrswidrig und aus Sicht der Unfallkommission verantwortungslos auf der falschen Seite vom Bahnhof aus Richtung Innenstadt befahren. Radfahrer mit Ziel Zentrum haben auf dem rechten Gehweg in Fahrtrichtung zu fahren. Um das Queren in Höhe Cafe oberhalb der Brücke sicherer zu machen, wurde bereits eine Querungsstelle geschaffen.
Kurve auf der B88 zwischen Watzdorf und Leutnitz: Maßnahmen bereits umgesetzt und vorbereitet
Eine Strecke, die im Bericht erneut auftaucht, ist die langgezogene Kurve auf der B88 zwischen Watzdorf und Leutnitz mit neun Unfällen und elf Verletzten in drei Jahren, davon allein sieben im vergangenen Jahr. Insgesamt hatte es dort 14 Verkehrsunfälle im Jahr 2020 gegeben, vier davon mit Wild. Zwei Personen wurden schwer, fünf leicht verletzt. Hier sollen nun konkrete Maßnahmen wirken.
An der Kurve hat die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes im Dezember 2020 als Sofortmaßnahme bereits eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h bei Nässe angeordnet. Im Sommer dieses Jahres ist vom Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr eine Oberflächenbehandlung eingeplant, um die Griffigkeit der Fahrbahn mit einem rauheren Belag zu erhöhen, wie Peter Heyl vom TLBV erläutert. Damit soll der Anzahl der Unfälle bei unangepasster Geschwindigkeit und nasser Witterung begegnet werden.
Besonders interessant für die Unfallkommission ist der neue Unfallschwerpunkt auf der B 85/B 281 in der Ortsumfahrung von Saalfeld - auf der Rampe zur Bundesstraße. (beigefügtes Fotomaterial). Dort hatten sich 2020 sieben Verkehrsunfälle ereignet – bei einer leicht verletzten Person. Zumeist lag es daran, dass Linksabbieger aus Richtung Industriestraße auf die Rampe den Gegenverkehr nicht beachtet hatten. Offensichtlich wird dort die Geschwindigkeit der entgegenkommenden Fahrzeuge unterschätzt. Man wird das Geschehen dort besonders im Blick behalten.
Weiterhin in der Liste ist die Ankerwerkskreuzung in Rudolstadt, an der sich in den vergangenen drei Jahren acht Unfälle mit zehn leicht und einem schwer Verletzten ereignet hatten. Im Jahr 2020 ereigneten sich 14 Unfälle mit vier Leichtverletzten. Ursachen sind ungenügender Sicherheitsabstand und Fahrfehler beim Abbiegen. Eine Auswertung des Blitzgerätes an der Kreuzung ist vorgesehen, um zu sehen, ob das Auswirkungen auf das Fahrverhalten und Unfallgeschehen hat.
„Wir können hier nur immer wieder an alle Fahrzeughalter appellieren, in den Spitzenzeiten mehr Zeit einzuplanen. Das hilft Fahrfehler zu vermeiden, die unter Zeitdruck an solchen Stellen besonders leicht entstehen“, so PHK Meier.
Wieder in der Liste ist in Rudolstadt die Einmündung der Schwarzburger Straße in die Herbert-Stauch-Straße mit insgesamt sechs Unfällen in drei Jahren. Dabei wurden elf Personen leicht und zwei Personen schwer verletzt. Mögliche Maßnahmen bei der Beschilderung und der Markierung waren schon in den Vorjahren umgesetzt worden. Einen weiteren Unfallschwerpunkt bildet die L 1112 Bad Blankenburg – Schwarzburg ca. 500 m vor dem Schweizer Haus in einer Linkskurve– mit fünf Verkehrsunfällen in drei Jahren, davon jeweils einer 2019 und 2020 bei nasser und winterglatter Fahrbahn. „Fuß vom Gas bei Regen und glatter Fahrbahn“, empfiehlt hier PHK Meier.
Der Grenzwert für einen Unfallschwerpunkt wurde auch in Saalfeld an der Kreuzung Breitscheidstraße/Köditzgasse erreicht, bei sechs Unfällen mit insgesamt einer schwer und sechs leicht verletzten Personen. Dort ist das Nichtbeachten der Wartepflicht die Hauptunfallursache. Aufgrund der derzeitigen Baumaßnahmen in der Köditzgasse sind hier weitere Maßnahmen derzeit nicht erforderlich.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt