Oberweißbach/ Katzhütte. Am 20 Mai 2017 findet eine der Tunnelübungen zur Inbetriebnahme der ICE Neubaustrecke zwischen Nürnberg und Erfurt statt. Dabei wird ein Brandereignis mit einem Schienenfahrzeug simuliert, wobei neben der Brandbekämpfung und Menschenrettung eine Vielzahl von Personen (ca. 30 Verletzte) behandelt und betreut werden müssen
Diese Übung findet als sogenannte Vollübung am Tunnel Masserberg statt. Darunter versteht man, dass alle Einheiten so eingesetzt werden, wie dies im reellen Schadensfall gemäß der Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) wäre.
Im Vorfeld zu dieser Übung fanden intensive Ausbildungsveranstaltungen für alle eingesetzten Kräfte statt, welche sich inzwischen über mehrere Jahre hinweg -beginnend 2011- hingezogen haben. Dies ist notwendig gewesen, da sich das Vorgehen in Tunnelbauwerken grundlegend von der üblichen Vorgehensweise bei Brandeinsätzen unterscheidet. Um bestmöglich auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, wurden Ausbildungsabschnitte in der Schweiz speziell für die Tunnelbrandbekämpfung durch die überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräfte absolviert. Diese speziellen Ausbildungsabschnitte wurden teils vom Landkreis Saalfeld Rudolstadt und dem Freistaat Thüringen finanziert.
Im Gegensatz zu einem reellen Einsatz Szenario steht für diese Übung kein echter ICE zur Verfügung, sondern dieser wird nur simuliert dargestellt. Aufgrund der starken Auslastung des Rettungsdienstes, kann für diese Übung die öffentliche Vorhaltung des Rettungsdienstes nicht reduziert werden. Deshalb muss auch hier der eigentliche Transport von Patienten von der Einsatzstelle in die Klinik simuliert werden. Die geschieht in diesem Fall durch zusätzliche Einsatzmittel, welche durch Feuerwehren gestellt werden. Weiterhin wurden fast alle Einsatzmittel, die für den Tunneleinsatz geplant sind, mit tunnelspezifischer Ausrüstung aufwändig ergänzt und umgebaut.
In die Übung selbst sind ca. 350 Einsatzkräfte aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt eingebunden, wobei das Szenario von der Alarmierung bis hin zum Patiententransport ins Krankenhaus (Thüringen-Kliniken Saalfeld-Rudolstadt) erprobt wird. Selbst die Koordination der vielen unterschiedlichen Einheiten wird führungsseitig ebenfalls mit auf den Prüfstand gestellt. Hierzu wird eine sogenannte Technische Einsatzleitung (TEL) gebildet, welche sich in den Räumlichkeiten der Feuerwehr Oberweißbach befindet. Von dort finden die Koordination aller eingesetzten Kräfte sowie die Einsatzleitung statt. Unterstützt wird die TEL von der neu gebildeten Führungsstaffel der Stützpunktfeuerwehr, welche die erste dieser Art im Landkreis ist. Erstmals in dieser Größenordnung wird hierbei in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Rettungs- und Sanitätsdienst von der Führungsebene bis hin zur einzelnen Einsatzkraft durchgeführt. Eine weitere Neuerung, welche an dieser Übung eingesetzt wird, ist der Digitalfunk. Alle Einheiten werden die neue Technik nutzen und zugleich auf die Funktionsfähigkeit überprüfen.
Als große Herausforderung sehen wir die beengten Platzverhältnisse beginnend mit den Zufahrtmöglichkeiten von den öffentlichen Straßen zu den sogenannten Rettungsplätzen, welche sich direkt vor den Portalen zu den Tunnelbauwerken befinden. Diese Verkehrsflächen sind so ausgelegt, dass ein Gegenverkehr nur mit einzelnen Ausweichstellen möglich ist. Dies stellt gerade die eingesetzten Feuerwehren und Hilfsorganisationen vor logistische Probleme, da hierfür eine sogenannte Einbahnregelung einzuführen ist. Zusätzlich zur Anfahrt stellt sich am Rettungsplatz Nr. 39 die Schwierigkeit, dass dieser in drei Teilflächen aufgrund der topographischen Lage unterteilt wurde und damit die Behandlung der Patienten auf neue Art und Weise geprobt werden muss. Neben den Kräften des Sanitätsdienstes und der Feuerwehr kommen auch die Betreuungsgruppen des Landkreises und ein Team der Notfallseelsorge zum Einsatz.
Unterstützt wird der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt durch Führungskräfte aus den Landkreisen Sonneberg und Gotha, welche in der Übungsleitung und als Schiedsrichter zum Gelingen der Übung beitragen werden. Die medizinische Sicherstellung für die Teilnehmer übernimmt für die Zeit ein Rettungswagen des DRK Sonneberg.
Wir erwarten für alle Teilnehmer neue Erkenntnisse zum Ablauf und zur Einsatzvorbereitung für künftige Ereignisse.
Fakten zur ICE-Strecke:
Die Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt ist Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 (Nürnberg-Berlin). Die Neubaustrecke wird als VDE 8.1 geführt. Sie ist 107 Kilometer lang und führt auf 12 Kilometern über 29 Brücken und auf 41 Kilometern durch 22 Tunnel.
Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist für den Fleckbergtunnel mit einer Länge von 1.490 Metern und den 1.051 Meter langen Masserbergtunnel sowie die 385 Meter lange Massetalbrücke zwischen den beiden Tunneln zuständig.
Tunnelbasiseinheiten (TBE):
In Thüringen gibt es 18, in Bayern 10 TBE. In Thüringen werden die TBE in 6 Landkreisen (Landkreise Gotha, Ilmkreis, Saalfeld-Rudolstadt, Hildburghausen, Sonneberg, Sömmerda) und der Stadt Erfurt vorgehalten, 4 TBE befinden sich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. An den 4 Einheiten im Landkreis sind folgenden Feuerwehren beteiligt: FF Lichte, FF Katzhütte, FF Reichmannsdorf, FF Schmiedefeld, FF Remda, FF Rudolstadt, FF Bad Blankenburg, FF Uhlstädt, FF Leutnitz, FF Königsee, FF Remschütz, FF Leutenberg, FF Crösten, FF Steinsdorf, FF Saalfeld, FF Oberweißbach. Zu den TBE gehören darüber hinaus die Rettungsdienste.
Mit der Bildung von TBE soll sichergestellt werden, dass bei einem Schadensfall an der ICE-Strecke der örtliche Brand- und Katastrophenschutz weiter sichergestellt ist. Deshalb setzen sich die TBE aus verschiedenen freiwilligen Feuerwehren zusammen.
Peter Lahann
Pressesprecher