Rudolstadt. Weithin sichtbar thront die Heidecksburg als prachtvolles Relikt aus längst vergangenen Tagen über Rudolstadt. Damit auch Kinder an die Geschichte des Jahrhunderte alten Gebäudes herangeführt werden, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Führungen speziell für diese Besuchergruppe entwickelt. Sie sind pädagogisch und thematisch auf das Alter zwischen sechs und zwölf Jahren abgestimmt. Das kommt gut an: allein letztes Jahr nutzten 134 Kindergarten- und Schulgruppen mit fast 2200 Kindern die verschiedenen Angebote. Das sind über 400 Kinder mehr als noch vor fünf Jahren. Vor allem das Interesse bei Kindergärten hat durch die maßgeschneiderten Angebote deutlich zugenommen.
2012 besuchten vier Kindergartengruppen mit 42 Kindern das Museum. Im vergangenen Jahr waren es 13 Gruppen mit 106 Kindern. Positiv entwickelten sich auch die Zahlen der Gruppen uns Grund- und weiterführenden Schulen. Die Zahl von Schulkindern ab Klassenstufe fünf lag vor fünf Jahren noch bei 1139 und letztes Jahr bereits bei knapp 1500. „Ich freue mich, dass die langfristigen Bemühungen unseres Museumsteams Früchte tragen“, freute sich Landrat Marko Wolfram angesichts der Zahlen.
Das Landesmuseum in Trägerschaft des Landkreises ist ohnehin besonders kinder- und familienfreundlich. Mit Beschluss des Kreistages ist der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre frei. „Das ist keineswegs selbstverständlich“, sagte Kustos Jens Henkel kürzlich im Ausschuss für Haushalt und Finanzen. Für Familien mit Kindern macht das Museum spezielle Angebote. Spielerisch und mit Köpfchen können sie das Schloss und seine Geschichte erleben. Sie lernen, wie es sich früher dort lebte und erkunden Schlosshof, Schlossterrasse, Garten, Marstall und Co. Wo einst das Fürstenpaar, ihre Kinder und Adlige residierten, sind nun junge Entdecker gefragt. „Einmal hinter die Kulissen schauen, mit übergroßen Filzpantoffeln durch die Räume schlittern oder mit einer spannenden Geschichte im Ohr durch die Prunksäle im Schloss wandern – das alles macht die rund 300 Jahre alte Geschichte des Schlosses für Kinder greifbarer“, sagt die wissenschaftliche Museumsmitarbeiterin Jeanette Lauterbach.
Viele Angebote enthalten zudem einen praktischen Teil, bei dem sich die Kinder ausprobieren. So können die Mädchen und Jungen selbst Fächer basteln und lernen dabei ganz nebenbei, dass diese höfischen Accessoires nicht nur dazu dienten, sich abzukühlen. Hinter der Benutzung der Fächer verbarg sich eine geheime Sprache mit versteckten Codes und Signalen.
Abwechslung bringt auch, den Tanzstil des Menuetts einzustudieren oder den Rundgang selbst zu moderieren. Museumspädagogin Kathrin Stern beschreibt, dass bei Führungen vor allem die jüngeren Gruppen viel erzählen und neugierig Fragen stellen, während die etwas Älteren sich wissenswerte Dinge eher über Fragezettel erarbeiten.
Besonders beliebt bei Schulklassen ist die Museumsrallye. Hier ziehen die Kinder auf eigene Faust los, um Informationen zum Leben am Hofe zu sammeln. Am Ende der Rallye gilt es, als Klassenteam den Schatz der Heidecksburg zu suchen. Bei den Besuchen merken die Kinder schnell, dass das Schloss kein eingestaubtes Museum ist, sondern ein Ort der lebt und vieles zu erzählen hat. So wird der Museumsbesuch zur Unterrichtsstunde – vermittelt wird Bildung am anderen Lernort, wie es heute heißt.
Mit dem Programm „Haifisch, Nautilus & Co.“ oder „Eule, Fuchs und Esche“ erkunden Grundschulen, orientiert am Lehrplan für den Heimat- und Sachkundeunterricht, das Fürstliche Naturalienkabinett sowie die regionale Tier- und Pflanzenwelt. Im Anschluss daran gibt es auch hier praktische Übungen, die es erlauben das Gesehene und Gehörte kreativ umzusetzen. Schulklassen weiterführender Schulen steht das Naturhistorische Museum auf der Heidecksburg themenbezogen zur Seite. Projekte oder Lerninhalte können hier unter fachlicher Anleitung am Objekt vertieft werden.
Für Familien, die das Schloss lieber auf eigene Faust erkunden wollen, steht die „Entdeckertasche“ an der Museumskasse bereit. An neun Stationen gilt es mit Spürsinn und Kombinationsfähigkeit die Rätsel der Vergangenheit zu lösen. Dabei helfen weder Smartphone noch Tablet. Im Gegenteil: der Rucksack ist mit Karte, Kompass und Fernglas gefüllt. So ausgerüstet geht es über das Gelände der Heidecksburg. Bei großer Freude lernen die Kinder ganz nebenbei nicht nur die Schlossgeschichte kennen, sondern auch, wie sich unsere Vorfahren orientiert haben.
„Wie wird man Prinz oder Prinzessin?“ – ist nur ein Thema, dass Eltern, Großeltern und Kinder zum Familiensonntag auf der Heidecksburg erleben können. Einmal im Monat lädt das Schlossmuseum zu spannenden Touren ein. Familien lernen die Arbeit der Mitarbeiter kennen und können sich auch aktiv in der museumspädagogischen Werkstatt versuchen.
Die Vernetzung des Museums mit Bildungseinrichtungen vor Ort ist besonders eindrucksvoll am Projekt „Audioguide“ dokumentiert. Er wurde von Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Friedrich-Adolf-Richter Schule aus Rudolstadt eingesprochen und begleitet die kleinen Besucher mit einer spannenden Geschichte von Prinz Ludwig Friedrich und seiner Schwester Henriette durch das Schloss.
Einen großen Überblick zu den Angeboten in und außerhalb der Ferienzeiten gibt es auf der Internetseite der Heidecksburg. Für weitere Informationen zu den Führungen und zur Anmeldung der Gruppen stehen Kathrin Stern, Jeanette Lauterbach oder Dr. Sandy Reinhard (Naturhistorisches Museum) per Email oder Telefon zur Verfügung.
Kathrin Stern, Tel.: (036741) 2565, E-Mail: k.stern(at)heidecksburg.de
Jeanette Lauterbach, Tel.: (03672) 42 90 – 13, E-Mail: j.lauterbach(at)heideckburg.de
Dr. Sandy Reinhard, Tel: (03672) 42 90 30, E-Mail: s.reinhard(at)heidecksburg.de (Naturhistorisches Museum)
Jasmin Hollandmoritz
Presse- und Kulturamt