Wittenberg/Rudolstadt. Seit 31. Mai ist die neue Ausgabe des Comic-Heftes Mosaik „König der Narren“, Nummer 498, im Handel erhältlich – und vermutlich im Landkreis ein Kassenschlager. Denn die Abrafaxe, die Helden aus diesem ältesten deutschen Comic mit Kultstatus, besuchen diesmal die Heidecksburg. Streng genommen ist es nur der Rotschopf Brabax, der in der Bibliothek der Heidecksburg die Geschichte des Schwarzburgischen Königs Günter XXI. recherchiert.
Dort hilft ihm der Bibliothekar. Dieser gleicht verblüffend dem Magazinmeister der Heidecksburg, Lars Krauße, den die Mosaik-Zeichner hier „zur Belohnung“ mit eingebaut haben, weil er den Zeichnern schon im richtigen Leben geholfen hat.
Zusammen mit seinem Vater, dem Restaurator Knut Krauße, half der Kunstgeschichtler Krauße bei der historischen Recherche über das Aussehen der Heidecksburg im 16. Jahrhundert, in dem die aktuellen Mosaik-Folgen seit einigen Monaten spielen. Weil die ältesten Darstellungen rund 150 Jahre jünger sind, haben die beiden Kraußes eine Zeichnung angefertigt, wie die Burg um das Jahr 1520 vor dem Umbau ausgesehen haben könnte. So thront jetzt im Mosaik eine zweigeschossige Burg hoch über Rudolstadt.
Was in der Geschichte passiert
Die Geschichte beschreibt Mosaik-Presseverantwortlicher Robert Löffler so: „Brabax forscht auf der Heidecksburg zur Geschichte der Schwarzburger und ihres berühmtesten Sprosses König Günther. Aus seinen Notizen macht er eine Vorlesung, die er statt Martin Luthers, der gerade unpässlich ist, in der Schlosskirche vor den Wittenbergern und den Studenten hält. Damit will er die Ambitionen unserer MOSAIKfigur Adrian von Schwarzburg auf den Kaiserthron vor aller Augen zu dem machen was es ist: lächerlich“
Die aktuellen Mosaikhefte entführen also in das Wittenberg der Lutherzeit und der Leser lernt Kurfürst Friedrich den Weisen, Lucas Cranach und Martin Luther kennen, bei dem Brabax sich als Adlatus verdingt. Zusammen mit Autor Jens Uwe Schubert arbeiten acht Zeichner an jedem Heft. Die Gebäudezeichnungen der Heidecksburg stammen von Andreas Schulze, die Figur des Bibliothekars hat Niels Bülow gestaltet.
Die Rolle des Schwarzburger Prinzen Adrian
Seit Heft 484, also seit über einem Jahr, spielt in der Reihe auch der blonde Jüngling Adrian Franz Philipp Theodor Otto Heinrich Günter von Schwarzburg mit – als ein unangenehmer Zeitgenosse, denn der Student an der Wittenberger Universität bildet sich viel auf seine königliche Herkunft ein. Diese unrühmliche Rolle spielt er auch im aktuellen Heft, in dem er als König der Narren versucht, den Kurfürsten für seine Wahl zum Kaiser zu bestechen.
Comic in der Geschichte als gelungene Mischung
Die Mosaikhefte aus dem ausgehenden Mittelalter sind eine gelungene Mischung, um junge und junggebliebene Leser auf unterhaltsame und abenteuerliche Weise mit der Welt der Reformation und deren historischen Persönlichkeiten vertraut zu machen. Bei Günter XXI. von Schwarzburg (1304 – 1349) hat Zeichner Andreas Pasda sogar einen besonderen Stil gewählt – dessen Geschichte hat er nach mittelalterlichen Darstellungen des Codex Manesse gestaltet. Historische Puristen müssen beim Lesen dennoch ein Auge zudrücken. Denn nicht nur, dass der Schwarzburger Grafensohn Adrian eine Kunstfigur der Mosaikzeichner ist, auch die Heidecksburg als Stammsitz der Schwarzburger entspricht nicht ganz den Tatsachen. Und ist aus dramaturgischen Gründen hier zur Stammburg geworden, so dass der eigentliche Stammsitz, die Schwarzburg, und der Greifenstein als Königsburg der Schwarzburger, beim Mosaik aus Gründen der Vereinfachung nicht vorkommen.
Mosaik-Serien sind miteinander verbunden
Obwohl gut in der Geschichte bewandert, sind die Mosaikmacher dennoch auf der Höhe unserer Zeit. Neben ihren Jungshelden, den Abrafaxen Abrax, Babrax und Califax, haben sie seit August 2008 auch eine Mädchenserie, „Die fantastischen Abenteuer von Anna, Bella und Caramella“ im Programm, die ihre eigenen Abenteuer erleben. Und just im Juni 2017 sind die Mädchengeschichten wieder mit den Abrafax-Abenteuern verschränkt: Das aktuelle Abenteuer der Mädchen „Das Zeittor zu Helfta“, Heft Nummer 32, liefert eine Vorgeschichte zum „König der Narren“, in der die Mädchen die Nonne Katharina aus dem Kloster Neu-Helfta befreien. Dabei eilt ihnen ausgerechnet ihr alter Freund Abrax aus Wittenberg zu Hilfe.
Die Abrafaxe erklären Rudolstadt und die Heidecksburg
Seit 1955 existiert das Mosaik und erscheint heute in einer Auflage von 100 000 Stück. Dabei bieten die beiden Mosaikreihen nicht nur Comic pur, sie liefern auch jeweils einen kindgerechten Infoteil für die jugendlichen Leser. So erklären sie im aktuellen Heft auch ihren „Abstecher nach Rudolstadt“. Besonders witzig beantworten sie die Frage, warum jeder mal nach Rudolstadt fahren muss: „Um auf dem Ortsschild zu sehen, dass es nicht RodolFstadt heißt.“
In zwei Monaten: Rückkehr auf die Heidecksburg
Für Heidecksburg-Enthusiasten verspricht Robert Löffler übrigens: „Im übernächsten Heft das Ende Juli erscheint, werden wir noch einmal kurz nach Rudolstadt zurück kehren.“
Aus Rudolstädter Sicht ist es besonders positiv, dass die Heidecksburg auch im Jubiläumsband 500 eine Rolle spielt.
Hintergrund – zum Anliegen des aktuellen Heftes schreibt Robert Löffler:
„Wir haben bei dem Heft die Gelegenheit genutzt, den weitgehend unbekannten König Günther von Schwarzburg vorzustellen und das wirkliche Geschehen in der ersten Jahreshälfte 1519 zu beleuchten. Kaiser Maximilian war gestorben, als Nachfolger wurde (mit enormen Bestechungssummen an die Kurfüsten) sein Enkel Karl V. gewählt. In unserer Geschichte versucht auch Adrian die Kurfürsten mit Geschenken zu "überzeugen". Aber er ist nur ein armer Student, muss sich das Geld borgen und kommt damit nicht weit. Und so wird am Ende unseres Heftes denn auch die Wahl von Karl V. in Wittenberg verkündet und Adrian muss mit eingezogenem Schwanz und gedemütigt heim auf die Heidecksburg.“
MOSAIK Events und Ausstellungen – das Mosaik in der Geschichte – lohnenswerte Ausflüge nach Magdeburg und Wittenberg
Ausstellung „Von Luther bis Leibniz. Mit den Abrafaxen auf Spurensuche in der Geschichte.“ mit original MOSAIK-Seiten über Magdeburg, Leibniz u.v.m., 11. Mai bis 18. August 2017, Literaturhaus Magdeburg, Magdeburg
Die Abrafaxe in Wittenberg – Eröffnung der Ausstellung in den Cranach-Höfen und Schulprojekte in beiden Höfen, 24. und 25. Oktober 2017, Cranach-Höfe (Markt 4, Schlossstraße 1), Lutherstadt Wittenberg
Bilder im Anhang: Mit freundlicher Genehmigung des Mosaik-Verlages © MOSAIK – Die Abrafaxe 2017
Titelbild – im Zentrum Adrian von Schwarzburg
Heidecksburg im 16. Jahrhundert – wie sie Comiczeichner Andreas Schulze sieht
Günter XXI. von Schwarzburg im Comic im Stil des Codex Manesse
Bibliothekar Lars Krauße darf nicht fehlen
Und hier als pdf-Anhang: Die Abrafaxe erklären Rudolstadt und die Heidecksburg
Martin Modes
Presse- und Kulturamt