Saalfeld. „Der Umbau der drei Wehre an der Saale ist die größte wasserbauliche Maßnahme im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt seit der Errichtung der Trinkwassertalsperre Leibis/Lichte“, brachte es Landrat Marko Wolfram am Donnerstag, 9. Juli zum Abschluss der Einweihung der Sohlgleite am ehemaligen Zeisswehr in Saalfeld, auf den Punkt. Der Umbau der Wehre erfolgt im Zuge der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtline.
Zuvor hatte Mario Suckert, der Präsident des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) und damit Bauherr, in seiner Einweihungsrede den bisherigen Ablauf Revue passieren lassen und beeindruckende Zahlen geliefert. Dabei betonte er ausdrücklich: „Das Projekt befindet sich voll im Kosten- und Zeitrahmen.“
Die Gesamtkosten für den Umbau der drei Saalewehre - die Volkstedter Rampe in Rudolstadt, das Mittelmühlenwehr in Saalfeld, besser bekannt als Zeisswehr sowie das Saalfelder Teilewehr in der Nähe des Sportplatzes - belaufen sich auf 5,6 Millionen Euro. Davon werden 80 Prozent über den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden.
„Nach dem Spatenstich im September 2019 ist heute die erste von drei geplanten Gleiten einsatzbereit“, sagte Suckert in seiner kleinen Rückschau, ehe Prof. Martin Feustel vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz weitere Erläuterungen zur technischen Umsetzung gab. Hernach war als besonderer Höhepunkt für die Gäste zu erleben, wie die Saale wenige hundert Meter entfernt am ehemaligen Teilewehr mit einem Durchstich umgeleitet wurde, um an dieser Stelle den zweiten Teil des dortigen Wehrumbaus zu starten.
Nach der langen Planungsphase von Februar 2015 bis Mai 2019 erfolgt seit Herbst 2019 die Umsetzung. Es entstehen Sohlgleiten in Riegelbauweise. Ziel des Umbaus sind frei passierbare Fließgewässer, die wiederum Voraussetzung für eine artenreiche und gewässertypische Fischfauna an Saale und Nebenflüssen sind. Die Herstellung der Durchlässigkeit an den bestehenden Wanderhindernissen seien die umfangreichsten Bestandteile des Landesprogramms Gewässerschutz-. „Mit der Herstellung der Durchgängigkeit sollen nicht nur die lebensnotwendigen Wanderungen der Fische innerhalb der Saale, sondern auch die Anbindung zu den Nebengewässern wie Schwarza und Loquitz geschaffen werden, um vorhandene Laichhabitate zu erschließen“, so Suckert. Mit Blick auf die Saale als Barbenregion und Saalfeld mit diesen Fischen im Stadtwappen erläuterte er, dass die Barben bis zu 50 Kilometer auf ihren Laichwanderungen zurücklegen.
Fünf große Wehranlagen zwischen Saalfeld und Rudolstadt behinderten bisher die Fischwanderungen. Mit der Fertigstellung der drei landeseigenen Wehre werde ein wesentlicher Schritt zur Wiederherstellung des Gewässerverbunds getan. Für das ebenfalls landeseigene Göritzmühlenwehr laufen die Planungen, bei der Wasserkraftanlage in Unterpreilipp sei der Betreiber zur Umsetzung von Maßnahmen aufgefordert.
Außergewöhnlich für Thüringen sind die Zahlen für die Umsetzung der drei Bauwerke. Bei einer mittleren Gewässerbreite von 50 Metern und wegen der flachen Gefälles einer Baulänge von bis zu 150 Metern gehören sie zu den größten Sohlengleiten in Thüringen. 3000 Quadratmeter Spundwände werden verbaut, 15.000 Kubikmeter Flusskies ausgehoben, 8000 Tonnen Steinsatz aus großformatigen Steinen und 21.000 Quadratmeter Wasserbausteinschüttung sind vorgesehen.
Als weitere Aspekte der Anlage hob der TLBUN-Präsident hervor, dass die Niedrigwasserrinnen der Gleiten für Kanus passierbar gestaltet wurden und an der Gleite des ehemaligen Zeisswehrs rechtseitig ein Auwaldstreifen erhalten werden konnte.
Der Dank für die gute Zusammenarbeit ging an die beteiligten Planer von der KUBENS Ingenieurgesellschaft, RoosGrün Planung, Ingenieurbüro Schwarzenau, die IPU GmbHJ. Besonderes Lob gilt den bauausführenden Firmen, insbesondere RK Landschaftsbau Dittersdorf und ihren Subunternehmen wie die queller Bau-GmbH Uhlstädt-Kirchhasel. Dank galt auch dem Landratsamt mit seinen Genehmigungsbehörden und den beiden Städten Saalfeld und Rudolstadt.
Engagiert beteiligt an der Umsetzung waren auch der Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen in Uhlstädt-Kirchhasel, der Angelverein Saalfeld und der Rudolstädter Kanuverein.
„Auch den Mitarbeitern unseres Bauordnungs- und Umweltamtes und mir ist es ein Anliegen, dem Beteiligten für die tolle Kooperation zu danken“, so Landrat Wolfram.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Alle Fotos: Martin Modes
Motive: Die Sohlgleite am Zeisswehr, Eröffnung mit Präsident Mario Suckert, Prof. Martin Feustel und LR Marko Wolfram sowie Bilder vom Durchstich am Teilewehr