Saalfeld. Bis Dienstag war der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt der Landkreis mit den bundesweit höchsten Infektionszahlen im 7-Tage-Vergleich. Das bescherte dem Landkreis nicht nur bisher kaum gekannte mediale Aufmerksamkeit, sondern auch viele Fragen, was die Ursachen für den traurigen Spitzenplatz waren. Fragen, die auch Bundestagsabgeordneter Albert Weiler, Landtagsmitglied Maik Kowalleck und die beiden Bürgermeister Dr. Steffen Kania aus Saalfeld und Martin Friedrich aus Sitzendorf oft gestellt wurden. Dienstagnachmittag trafen sie sich zum Informationsaustausch mit Landrat Marko Wolfram, der Leiterin des Fachbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit, Stephanie Döhler und ihrem Stellvertreter Rolf-Henryk Thalmann.
Wolfram rekapitulierte die Entwicklung seit Oktober mit zunächst langsam steigenden Infektionszahlen, den Gegenmaßnahmen auf Landes- und Landkreisebene sowie der kontinuierlichen Verstärkung des Gesundheitsamtes. Insbesondere der steile Anstieg nach den Feiertagen zum Jahreswechsel sei durch einen Überhang an positiven Testergebnissen entstanden, die erst mit Verzögerung abgearbeitet werden konnten. Das führte letztlich zu dem hohen Inzidenzwert von über 600 Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. „Inzwischen sind die Neuinfektionen deutlich zurückgegangen, aber immer noch viel zu hoch“, erklärte Wolfram.
Deshalb werde im Landratsamt und im Pandemiestab laufend diskutiert, welche Gegenmaßnahmen ergänzend im Landkreis angeordnet werden können. „Dies geschieht immer mit dem Blick auf Wirksamkeit und Akzeptanz bei der Bevölkerung“, so der Landrat. Deshalb sei bisher von weiteren Verschärfungen abgesehen worden, insbesondere seit Inkrafttreten der jüngsten Sonderverordnung des Freistaates. Gerade das Thema Ausgangsbeschränkungen und Einschränkung der Bewegungsfreiheit auf einen 15-Kilometer-Radius wurde im Stab ausführlich diskutiert und bisher verworfen. „Das ist flächendeckend kaum durchzusetzen und die Wirksamkeit ist nicht eindeutig belegt“, so Wolfram weiter.
Eine Einschätzung, die der CDU-Bundestagsabgeordnete Weiler teilt. „Wichtiger als immer neue Einschränkungen ist die konsequente Kontrolle und Sanktionierung der bestehenden Maßnahmen“, sagte Weiler. Er warb für eine Aufstockung von Ordnungskräften und eine schnelle und „fühlbare“ Ahndung von Verstößen gegen Maskenpflicht, Abstandsgebot oder Kontaktbeschränkungen gleichermaßen in allen Landkreisen des Freistaates. Seine Parteikollegen stimmten ihm zu, der Saalfelder Bürgermeister Dr. Steffen Kania bot die Unterstützung des städtischen Ordnungsamtes an.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer auch bei der Einschätzung, dass die Impfungen schneller vonstattengehen müssten. Kowalleck versprach, sich in Erfurt für eine bessere Logistik einzusetzen. „Das Anmeldeverfahren ist zu kompliziert und es gibt zu wenig Impfzentren“, kritisierte Kowalleck.
Das Impfzentrum für den Landkreis wird Anfang Februar am Standort des alten Krankenhauses in Rudolstadt durch die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen in Betrieb genommen. „Mit der Impfung können wir vor allem die besonders gefährdeten älteren Menschen im Landkreis besser schützen“, sagte Wolfram. Hemmschuh sei jedoch weiterhin die Knappheit an Impfstoff. Mit der Zulassung weiterer und einfacher zu handhabender Impfstoffe sei im Laufe des Jahres zu rechnen. „Je mehr Menschen sich dann impfen lassen, umso schneller können wir zu einem normalen Leben im Landkreis zurückkommen“, so der Landrat.
Bei all den Sorgen und Problemen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hatte Albert Weiler aber gute Nachrichten im Gepäck. Nach intensiven Gesprächen auf Bundesebene stehen die beantragten Fördermittel der Stadt Saalfeld für den Park und die Villa Bergfried kurz vor der Bewilligung. „Ich gehe davon aus, dass nur noch formale Schritte erledigt werden müssen. Die Einsicht, dass die zirka zwei Millionen Euro vom Bund dringend benötigt werden, ist vorhanden“, sagt der Bundestagsabgeordnete abschließend.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt