Saalfeld/Paulinzella. Museumsdirektorin Sabrina Lüderitz und Matthias Schwimmer, stellvertretender Leiter des Forstamts in Paulinzella, waren am Dienstag, 19. März, überwältigt. Mehr als 80 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung zur Ausstellungseröffnung in den Sitz des Forstamts, das Amtshaus in Paulinzella, gefolgt. Damit nimmt das Jubiläumsjahr Fahrt auf, in dem das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg und das Forstamt Saalfeld-Rudolstadt sowie die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gemeinsam 900 Jahre Klosterweihe Paulinzella und 550 Jahre Amtshaus feiern. Und mit dieser Ausstellung noch ein drittes Jubiläum: den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich, dem bekanntesten deutschen Maler.
Der eigens für das Jubiläumsjahr vom Forstamt herausgegebene Kalender führt über das ganze Jahr 26 Veranstaltungen auf. Neben der Ausstellungseröffnung gibt es in dieser Woche noch einen weiteren Höhepunkt – die Pflanzung von 550 Weißtannen in Klosternähe zum Internationalen Tag des Baumes am Donnerstag, an der auch Landrat Marko Wolfram teilnehmen will.
Zur Sonderausstellung, die auf einen Raum im Amtshaus fokussiert ist, begrüßte Matthias Schwimmer im Vortragsraum und lobte die Zusammenarbeit mit dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg. Mit der neuen Ausstellung Verfall und Sehnsucht – Die Romantik der Ruinen wird im Amtshaus nun zum fünften Mal seit 2020 eine Sonderausstellung gezeigt.
Museumsdirektorin Sabrina Lüderitz nutzte die Eröffnung, um den Besuchern an zwei Erzählsträngen die Botschaft der Ausstellung nahe zu bringen. Einerseits beleuchtete sie die Entwicklung des Klosters Paulinzella, das ursprünglich zu Beginn des 12. Jahrhunderts von Paulina gegründet wurde und das nach seiner Auflassung in der Reformation den Weg vieler Schloss- und Burgruinen ging – als Quelle billigen Baumaterials.
Erst in der Zeit der Romantik, als Ruinen als prägende Landschaftselemente wiederentdeckt wurden, begann auch eine neue Wertschätzung der Klosterruine. Diese ist in der Ausstellung nachzuerleben. In fast 30 Werken kann der Blick der romantischen Künstler auf die Klosterruine erlebt werden – wie Lüderitz in ihrem zweiten Erzählstrang schilderte. Dabei sollten die Besonderheiten herausgearbeitet werden, die den Blick der Romantik ausmachen – wie Ruinen, Natur, Mensch, Nacht, Nebel, Schnee oder Mondnacht.
Der größte Teil der Bilder ist im Original zu sehen – oft kleine Lithografien, die aus dem reichhaltigen Fundus des Museums stammen. Es sind Bilder von Ludwig Eduard Lütke, Friedrich August Hörcher, Max Hauschild, Carl Heyn, Georg Melchior Kraus, Carl Wilhelm Arldt – oder das große Ölgemälde Die Klosterruine Paulinzella aus dem Frühwerk von August Julius Wilhelm Ahlborn, das um 1824 entstand. Filigran ist die Volkstedter Porzellankunst aus dem Bestand der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt.
Eine Sonderrolle in der Ausstellung nimmt das Bild von Caspar David Friedrich „Morgennebel im Gebirge“ ein, das sich zwar im Besitz des Museums befindet, das anlässlich des Capar-David-Friedrich-Jahres und der vielfältigen Veranstaltungen zum Thema aber derzeit außerhalb der Reichweite des Museums ist. „2025 können Sie es wieder auf der Heidecksburg erleben, bis dahin haben wir es verliehen. Derzeit hängt es noch bis zum 1. April in der Hamburger Kunsthalle, demnächst in der Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und dann reist es über Dresden nach New York.“
In der Eröffnungsrede und der Ausstellung waren noch viele spannende und meist wenig bekannte Details zu erleben. So wie zur Provenienzgeschichte des Morgennebels im Gebirge. Wie das Bild vom Maleratelier in Dresden in den Besitz der Rudolstädter Fürsten gekommen sei, sei nun beinahe geklärt. Da Friedrich seinen Bildern keine Namen gegeben hatte, war das Bild in einem alten Bestandsverzeichnis als „Landschaft im Schneesturm“ bezeichnet worden – mit der Beschreibung „Aus dem im blauen Tone gemalten Schnee oder Nebel sieht man die Umrisse einer Felsplatte, (die Ähnlichkeit mit dem Kirchfelsen im Schwarzatal hat) dünner Bestand von Kiefern und, tiefer, Fichten. Auf der äußersten Felsenspitze ein einfaches Holzkreuz.“ In einem Bericht aus dem Künstleratelier schreibt die Zeitschrift Prometheus im Jahr 1808 über dasselbe Bild: „Bei Friedrich jene erwähnte Wintergegend, die Kunde gibt, wie man Frost und Schnee selbst poetisch machen könne, und ein mit Wolken umflorter und hoch in die Wolken ragender Berg, auf dessen höchstem Felsgipfel ein Kreuz in blauer klarer Luft zu sehen ist“
Im Blick der Ausstellung ist auch Goethes Besuch in Paulinzella, der den Ort erst im fortgeschrittenen Alter aufsuchte – und dort am 28. August 1817 seinen 68. Geburtstag feierte. Nachzulesen ist sein ausführlicher Tagebucheintrag, in dem er schreibt, „wie wir jenes von der Schwarzburg-Rudolstädtischen Regierung aufgeräumte alte Bauwerk mit heiterer Muße beschauen konnten.“
Die Ausstellung ist bis Ende Oktober im Amtshaus Paulinzella zu besichtigen.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Foto: Bildarchiv Landratsamt Martin Modes
1. Blick in den Eröffnungsvortrag
2. Karteikarte von Morgennebel im Gebirge
3. Im Ausstellungsraum
4. Verantwortliche der Ausstellung: Matthias Schwimmer, Lars Krauße (Kustode), Sabrina Lüderitz – im Hintergrund Ölgemälde Die Klosterruine Paulinzella aus dem Frühwerk von August Julius Wilhelm Ahlborn