Unterwellenborn/Rudolstadt. Am Mittwoch besuchte der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Holger Becker gemeinsam mit Landrat Marko Wolfram das Stahlwerk Thüringen und das Thüringer Institut für Textil- und Kunststoffforschung (TITK), um sich über die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis zu informieren.
Im Stahlwerk stellten Vertreter der Geschäftsleitung und der Betriebsbeauftragte für Dekarbonisierung aktuelle Projekte der Dekarbonisierung vor. Unter anderem führt das Unternehmen derzeit eine energetische Sanierung seines Verwaltungsgebäudes durch. Mit diversen Maßnahmen der vergangenen Jahre sei es bereits gelungen, die Kohlendioxid-Emission bei der Stahlerzeugung auf 327 Kilogramm je Tonne Stahl zu senken. Das ist der aktuelle Benchmark in der Stahlerzeugung. Konventionelle Stahlwerke erzeugen rund zwei Tonnen CO2 je Tonne Stahl. Langfristiges Ziel im Stahlwerk Thüringen ist die Bilanz auf unter 50 Kilogramm je Tonne zu senken.
Bei einem Rundgang durch das Unternehmen konnte der Leiter der Qualitätsstelle, Udo Wicke, den Besuchern bereits umgesetzte Schritte im Produktionsprozess erläutern. Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts zum Klima-Transformationsfonds wiesen die Stahlwerksvertreter auf die Verunsicherung hin. Ziel sei es, den Transformationsprozess fortzusetzen. Für die nötigen Investitionen etwa in alternative Stromerzeugung, aber auch den Einsatz von Wasserstoff, seien klare Rahmenbedingungen erforderlich.
Kontinuierliche Projektförderung mahnte bei der nächsten Besuchsstation auch Benjamin Redlingshöfer als Leiter des TITK an. Das TITK arbeite eng mit der Industrie zusammen und verzichte auf eine Grundförderung. Umso wichtiger sei eine zuverlässige Projektförderung für einzelne Forschungsprojekte, gab Redlingshöfer dem Bundestagsabgeordneten mit auf den Weg. Becker ist unter anderem Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.
Redlingshöfer stellte den Besuchern aktuelle Forschungsprojekte und Trends auf dem Weltmarkt vor, unter anderem per Laser markierte Katheter, die in der Medizin eingesetzt werden. Hier können mit Bildgebungsverfahren bei Eingriffen die genaue Position des Katheters nachgewiesen werden. Einem der Kern-Aufgabenfelder des TITK, der Zelluloseforschung, komme künftig große Bedeutung zu. Da Baumwolle als Lieferant weitgehend ausgereizt ist, könnte Hanf die Nutzpflanze der Zukunft werden.
Um auch langfristig Fachkräfte für das TITK und die Wirtschaft zu gewinnen, müsste das Interesse an den Naturwissenschaftlichen Fächern schon bei Schülerinnen und Schülern geweckt werden. Ein Versuch dazu sei das Schülerforschungszentrum am Innovations- und Gründerzentrum in unmittelbarer Nachbarschaft des TITK. „Dort können wir auch Spitzenleistungsträger fördern“, sagte Redlingshöfer.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt
Foto Stahlwerk: Peter Lahann
Foto TITK: Peter Lahann