Saalfeld. Der Naturschutzbeitrat und die Naturschutzbeauftragten des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt trafen sich zum Jahresauftakt am „Stammsitz“, im Haus III des Landratsamtes in die Schwarzburger Chaussee 12 in Rudolstadt. Das eigentlich als Dankeschönveranstaltung zum Jahresende geplante Treffen wurde nun kurzerhand zum Jahresauftakt umfunktioniert. Organisiert hatte es Alexandra Koschmieder, die im Sachgebiet Naturschutz für die Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbeirat zuständig ist.
Gemeinsam mit den Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde ließen Landrat Marko Wolfram, die kommissarische Leiterin des Umwelt- und Bauordnungsamtes, Ariane Bönsch, und die Sachgebietsleiterin im Naturschutz, Birgit Müller, das Jahr Revue passieren.
„Der Einsatz der ehrenamtlichen Naturschützer ist unverzichtbar, um die Arbeit unseres Umweltamts angesichts der begrenzten Ressourcen effektiv zu machen“, so der Landrat. Als Dankeschön hatte er ein kleines Geschenkpaket dabei, dass unter anderem ein Rudolstädter Heimatheft und den dieses Jahr exklusiven Jubiläumskalender über das große Doppeljubiläum 900 Jahre Klosterweihe und 550 Jahre Amtshaus in Paulinzella enthielt. Darüber freute sich besonders Beiratsmitglied Matthias Schwimmer vom Forstamt Saalfeld-Rudolstadt. Er erinnerte gleich an die Jubiläumsaktion des Forstamtes – dort sollen anlässlich des Internationalen Tages des Waldes am 21. März 550 Weißtannen in Klosternähe gepflanzt werden, die an den Bau des Amtshaues und heutigen Sitz des Forstamtes vor 550 Jahren erinnern. Eine Teilnahme an der Aktion hat sich der Landrat bereits fest vorgenommen.
Der Naturschutzbeirat besteht aus insgesamt 16 Personen, die von den Umweltfachverbänden delegiert sind. 9 ehrenamtliche Naturschützer sind berufene Naturschutzbeauftragte. Der 2023 zum Vorsitzenden des Beirates gewählte Ahmad Sobeh, 1. Vorsitzender des Pacht-Fischerei-Hege-Pflege Natur- und Artenschutz Gemeinschaft der Saalfelder Angelvereine e.V. (PHG), arbeitete zunächst mit den Mitgliedern die Tagesordnung ab und wurde schließlich selbst als neuer Naturschutzbeauftragter berufen. Zu Beginn der Sitzung würdigte er das langjährige und geschätzte Beiratsmitglied Rainer Hämmerling, der im vergangenen Jahr verstorben war und über viele Jahre die Arbeit des NABU im Landkreis prägte.
Die Tätigkeit des Naturschutzbeirates für 2023 stellte der frühere Vorsitzende, Dr. Steffen Schliemann vor, der das Amt im Jahr 2020 von Wilhelm Meyer übernommen hatte.
Naturschutz-Sachgebietsleiterin Birgit Müller richtete in ihrem Bericht den Fokus auf das Ende 2023 neu ausgewiesene und vergrößerte Naturschutzgebiet „Greifenstein und östliche Gölitzwände“ bei Bad Blankenburg. Die Verordnung dazu war am 19. Dezember 2023 in Kraft getreten.
Sie berichtete auch über den Verfahrensstand bei den Windkraftanlagen im Landkreis. So liegen mehrere Genehmigungen und Widersprüche dagegen vor, die derzeit bei der unteren Immissionsschutzbehörde geprüft werden. Die Perspektive der Politik brachte der Landrat zum Thema ein. Die von der Bundes- und Landespolitik geforderten Flächenziele für erneuerbare Energie seien noch nicht erreicht und müssten in der Raumordnungsplanung berücksichtigt werden. Ziel sei es, einen Wildwuchs an Windenergieanlagen zu vermeiden.
Grundsätzlich besteht bei den Beiratsmitgliedern ein großer Informationsbedarf über die aktuellen Vorhaben im Landkreis. „Der Naturschutzbeirat wird von uns im Rahmen der Sitzungen über aktuelle Vorgänge unterrichtet. Und jedes Mitglied hat die Möglichkeit, sich zu öffentlich ausgelegten Plänen zu äußern“, erklärte dazu Birgit Müller.
In einer abschließenden Runde diskutierte der Beirat über die Gegenwart und die Zukunft des Naturschutzes. So wird die dringende Notwendigkeit gesehen, in die Naturschutz-Maßnahmen mehr Regelmäßigkeit und Nachhaltigkeit zu bringen. Ralf Hiller betonte die Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit, um die Anliegen des Naturschutzes weiterzutragen und Interessierte und Engagierte zu gewinnen. Als Beispiel nannte er seine Bemühungen, die Turmfalkenvorkommen in Kirchen zu untersuchen. Damit habe er große Resonanz in den Kirchgemeinden gefunden. Barbara Leirer, die bei der Unteren Naturschutzbehörde für den Biotopschutz verantwortlich ist, bot an, in der nächsten Beiratssitzung über die aktuelle Situation bezüglich der Flächenpflege zu sprechen.
Das Kernthema, das auch den Naturschutzbeirat bewegt, griff Thomas Kretschmer in einem kleinen historischen Fachvortrag auf – Warum guter behördlicher Naturschutz nicht ohne den ehrenamtlichen Naturschutz geht.
Schon in den 1980er Jahren war Kretschmer im Altlandkreis Saalfeld ehrenamtlich im Naturschutz aktiv. Seit den 1990er Jahren nun in der Naturschutzbehörde des Landkreises hauptamtlich zuständig, kann er aus dieser hauptamtlichen Sicht über 31 Jahre der Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Beirat berichten. Kurz nach dem Eintritt in die Rente ist er seit Ende 2022 bereits wieder ehrenamtlich im Naturschutz tätig - als Beiratsmitglied und Naturschutzbeauftragter.
Er spannte den Bogen von seiner Arbeit in der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der ehemaligen DDR über die Aufschwung Ost Naturschutzprojekte 1991-1994 und die damit verbundene Arbeit eines Landschaftspflegehofes in Reschwitz. Ausführlich erläuterte er die Pflegemaßnahmen am Flächennaturdenkmal Gorndorfer Weiher von der Mitte der 1980er Jahre bis in die Gegenwart. Noch Im Winterhalbjahr 2022/23 hatte der NABU-Kreisverband unter Federführung von Rainer Hämmerling mit Hilfe von NALAP-Fördermitteln eine neue Lehmschürze für den Weiher einbauen lassen. Kretschmer dankte dabei ausdrücklich dem Agrarbetrieb Kamsdorf und vor allem dem Beiratsmitglied Reinhard Kaufmann, der Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen am Weiher über die letzten Jahrzehnte immer engagiert unterstützt hatte.
Die umfangreiche zeitgeschichtliche Retrospektive soll demnächst im Rudolstädter Heimatheft veröffentlicht werden.
Fotos:
1. Aus der Sitzung des Naturschutzbeirats – Bildarchiv LRA Martin Modes
2. Flächennaturdenkmal Gorndorfer Weiher nach dem Einbau der neuen Lehmschürze Ende 2022/Anfang 2023 – Quelle: Thomas Kretschmer.
Hintergrund - Ausführliche Informationen zum Naturschutzgebiet „Greifenstein und östliche Gölitzwände“
Im Amtsblatt 1/2024 des Landkreises Seite22 – im Teil Bad Blankenburg
Und auf der Seite der TLUBN:
tlubn.thueringen.de/medieninformationen-einzelansicht/naturschutzgebiet-greifenstein-und-oestliche-goelitzwaende-neu-ausgewiesen-und-vergroessert
Hintergrund zum Naturschutzbeirat:
Der Naturschutzbeirat besteht aus insgesamt 16 Personen. Er setzt sich aus Vertretern der anerkannten Naturschutzverbände im Freistaat Thüringen und von Mitarbeitern der Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie von Angelverbänden zusammen. Der Beirat wurde durch den Landrat berufen. Darüber hinaus sind im Landkreis eine Reihe von Beauftragten für Naturschutz tätig, die sich durch eine spezielle Artenkenntnis bei Pflanzen und Tieren auszeichnen.
Beiratsmitglieder werden durch den Landrat berufen, Beauftragte für Naturschutz werden durch den Landrat bestellt.