Saalfeld. Kinder und Jugendliche gegenüber suchtgefährdenden Verhalten zu sensibilisieren, Eltern zu informieren und zu beraten, zu unterstützen ist Auftrag aller in der Präventionsarbeit tätigen Fachkräfte. Wie wichtig es ist diesen Auftrag gerecht zu werden, unterstreicht nicht nur die Statistik des Landkreises zu Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz vergangenen Jahres mit insgesamt 125 Meldungen, davon 48 zu Alkoholvergiftungen und 10 zu Cannabiskonsum bei Minderjährigen. Auch das Rauchen, inkl. Shisha und E- Zigarette, liegt bei Minderjährigen im Landkreis im Trend. Damit mussten in 2018 43 Verstöße mehr gegenüber 2017 registriert werden. Auch zeigt die Resonanz auf eine Einladung des Jugendamtes zu einem offenen Elternabend Ende vergangenen Jahres zu „(legalen und illegalen) Suchtmittelkonsum im Jugendalter - Herausforderung Pubertät“ wie sehr das Thema Sucht uns im Landkreis beschäftigt.
Die sehr positiven Rückmeldungen nach dem ersten Halt des „Revolution Train“ im September 2017 sowie die Resonanz aus den verschiedenen Präventionsveranstaltungen haben das Jugendamt mit seinen Kooperationspartnern bewogen, dass Projekt erneut in den Landkreis zu holen. Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung fand dazu mit Landrat Marko Wolfram im Januar statt. Am 14. und 15. Mai 2019 ist es dann soweit und der Zug wird seinen zweiten Stopp am Saalfelder Bahnhof einlegen.
Das außergewöhnliche Projekt gibt Jugendlichen die Möglichkeit, sich auf eine andere Art und Weise mit der Thematik Sucht auseinanderzusetzen. Das persönliche Erleben der Drogengeschichte ermöglicht einen emotionalen Zugang und spricht alle menschlichen Sinne an, so dass die Thematik besser im Gedächtnis bleibt. Die Jugendlichen verfolgen die Erlebnisse von Altersgenossen, die in verschiedenster Weise Kontakt mit Drogen haben. Es werden alltägliche, spezielle Situationen - in einer Bar, bei einem Autounfall, in einer Zelle im Gefängnis sowie in einer verwahrlosten Wohnung von Drogenabhängigen - gezeigt. Den Besuchern werden anhand der verschiedenen Situationen - über Spaß, Party und Ausgelassenheit, die Gefahr von Abhängigkeit und Kontrollverlust bis zu Kriminalität und schweren gesundheitlichen Folgen - Gelegenheit gegeben, selbst Entscheidungen zu treffen sowie Konsequenzen für das eigene Leben zu ziehen.
Entwickelt wurde das einzigartige, innovative und interaktive Präventionsprojekt „Revolution Train“ vom Stiftungsfond Neues Tschechien. Die Idee dazu hatte der Gründer Pavel Tuma aus eigener Betroffenheit, denn ein Freund viel der Drogensucht zum Opfer.
Beim letzten Halt erlebten an drei Tagen fast 1100 Kinder, Jugendliche, Eltern, Fachkräfte und weitere Interessierte den „Revolution Train“.
Das Projekt ist eine Ergänzung zu den bestehenden Präventionsangeboten im Landkreis. Suchtgefährdendes Verhalten ist ein zentrales Thema vor allem in der Zeit des Heranwachsens. Es ist wichtig so früh wie möglich mit unseren Kindern zu suchtgefährdenden Verhalten ins Gespräch zu kommen.
Im Rahmen des „Revolution Train“ werden jeweils anonyme Daten der Besucher gesammelt, die dazu beitragen, den Konsum von Alkohol, Zigaretten und illegalen Drogen in der Region darzustellen, um bedarfsgerechte Konzepte der lokalen Suchtprävention zu entwerfen und die Aufklärung fortsetzen zu können.
„Der Halt des „Revolution Train“ wird auch dieses Jahr mit der Unterstützung durch Spenden möglich. Auf diesem Weg danke ich recht herzlich allen Unterstützern“, so Landrat Marko Wolfram. Diese sind: die Stiftung der Kreissparkasse Saalfeld- Rudolstadt, die Thüringen-Kliniken "Georgius Agricola“, Seeber Kunststofftechnik, Papierfabrik Adolf Jass Schwarza GmbH, Tischlerei Hantschel, SAMAG Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH, das Stahlwerk Thüringen und der Jugendförderverein/Raiffeisen Volksbank Saale-Orla eG.
Zudem wird dieses Vorhaben nur mit unseren Kooperationspartnern: der Suchtberatung, dem Gesundheitsamt, der Polizeiinspektion Saalfeld, der mobilen Jugendarbeit im ländlichen Raum, der nachgehenden Jugendgerichtshilfe und den Schulsozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern möglich.
Für weitere Informationen und Fragen steht als Ansprechpartnerin die Jugendschützerin des Landkreises, Doreen Gowin, unter (03671) 823-549 sowie jugendschutz@kreis-slf.de, gern zur Verfügung.
Annette Voigt,
Sachgebietsleiterin Jugend und Familie